Immer am See entlang

Ich schlafe lange und stehe erst um 8:30 auf. Nachdem es hier Morgens immer recht kalt ist macht früh losfahren nicht so viel Sinn.

Erst aber mal Frühstücken. Ich bekomme zum obligatorischen Marmeladenbrot sogar frisches Rührei. Das ist Luxus.

Beim Gepäck aufladen unterhalte ich mich mit drei Fahradfahrerinnen. Das Gespräch ist kurz da wir keinen rechten Draht zueinander finden. Auch das kommt vor.

Tanken dauert ewig, da vor mir ein LKW mit Pferden und Bullen hinten drauf den Tank voll macht. Naja, ist aber recht unterhaltsam, da so ein Bulle rechten Radau auf der Ladefläche macht. Ich rolle sicherheitshalber schon mal ein paar Meter zur Seite.

Erst mal geht es heute 60 Kilometer auf Teer bis zu einer Kreuzung. Da habe ich zwei Möglichkeiten. Entweder ein paar Kilometer auf Teer und dann mit der Fähre übersetzen oder 300 Kilometer Piste am See entlang.

Trotz meiner jüngsten Fähr-Erfahrung nehme ich natürlich die Piste.

Die kommt erst mal ziemlich grob daher und ich zweifle schon, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Es hat recht viel tiefen Schotter mit Spurrillen. Man muss höllisch aufpassen. Aber nach gut 25 Kilometern wird es besser und wird gar richtig toll zu fahren. Die Landschaft ist ohnehin grandios.

Bereits um 15:30 beziehe ich eine Herberge. Ich bin recht müde und die nächsten 200 Kilometer kommt kein richtiges Dorf mehr.

Das Zimmer ist einfach. Eine Türe, ein Fenster, eine Lampe – fertig. Rund um das Bett hat es jeweils 15 cm bis zur Wand. Ich stehe auf dem Bett um mich auszuziehen.

Mit zwei netten Schweizern plaudere ich noch etwas über die Gegend. Wir kommen zum Schluss, dass es sehr gut ist so früh im Jahr hier zu sein. Hier am Campingplatz hat es im Augenblick vier Zelte, der Besitzer sagt im Sommer sind es 50!

Wind, Kälte und Piste zehren mächtig an den Kräften. Nach dem Plausch und einer ordentlichen Mahlzeit schlafe ich gegen 17 Uhr gleich mal ordentlich ein.

Am Morgen schlafe ich wieder länger. Soweit das möglich ist. Der Frühstücksraum ist nur 15 cm und eine 12 mm OSB-Platte von mir entfernt. Und Franzosen frühstücken nicht leise.

Super Wetter, tolle Piste, fantastische Landschaft, kein PARE – das ist mein Paradies. Ein Vormittag ganz nach meinem Geschmack.

Am frühen Nachmittag „kommt PARE auf“. Dreimal muss ich länger warten.

Aber Wetter ist gut und so kann ich mittagessen und mit einem PARE-Mann das Bayern-Spiel heute Abend besprechen. Die Abschnitte direkt danach sind wieder schwer zu fahren, da die Piste frisch geschoben wurde aber noch nicht befestigt ist.

Aber nicht das führt dazu, dass ich das erste Mal auf der Reise richtig schlechte Laune habe. Seit dem letzten PARE habe ich so eine dumme Nuss vor mir, die mich nicht überholen lässt. Hier links im Bild. Hat sich vorgedrängelt!

Das wäre gar nicht so schlimm, aber die Piste staubt wie verrückt und sie fährt schnell – langsam – sehr langsam – schnell – sehr langsam … Ich sehe inzwischen aus wie eine fahrende Staubwolke und fahre gleich aus dem Helm.

Nach einer Ewigkeit kann ich endlich überholen. Ich gestikuliere wild und muss echt an mich halten, dass ich nicht anhalte und ein Gespräch mit ihr führe.

Die fahren hier echt alle super und sehr entgegenkommend … nur diese Eine nicht. Und die muss ich auf dieser staubigen Piste erwischen.

Die Laune bessert sich bis zum Abend nicht mehr. Der Grenzübertritt nach Argentinien geht zügig, aber auch das hebt meine Laune auch nicht.

Wenigsten steht die Kleine gut über die Nacht.

Erst am Abend beim Essen ist wieder alles gut. Ich treffe einen Brasilianer, der gerade mit dem Motorrad aus Ushuaia kommt. Übliche Themen: Motorrad, Route, Straßenverhältnisse, Tankstellen. Ich verstehe wenig, da mein Portugiesisch noch schlechter ist als das Spanisch. Aber trotzdem schön.

P A R E, immer wieder PARE
Einen neuen Schlüssel braucht der Mann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert