Motorradtransport mit der Bahn in Russland
Kann man das Motorrad mit der russischen Eisenbahn entlang der Transsib Richtung Osten oder Westen transportieren – ja, es geht!
Wir hatten im Vorfeld unserer Reisen ein paar Mal im Internet recherchiert, ob es möglich ist ein Motorrad in Russland mit der Eisenbahn zu transportieren. Speziell ist natürlich die Route von Moskau über Novosibirsk nach Wladiwostok und zurück für viele Motorradreisende interessant. Wir konnten nie verlässliche Informationen bekommen und so haben wir nie ernsthaft damit geplant.
Bis wir 2015 in Tynda, Sibirien gestrandet sind – hier geht es zum Blog. Wir hatten damals ein defektes Motorrad und haben uns Optionen für die Weiterfahrt überlegt. Dann hat sich eine Möglichkeit aufgetan die Motorräder per Zug nach Moskau zu transportieren.
Nach einigen vergeblichen Versuchen bei der Gepäckaufgabe im Bahnhof von Tynda wurden wir dann auf Umwegen mit einer Spedition in der Nähe des Bahnhofs in Kontakt gebracht. Von dort an lief alles nahezu perfekt.
Die Spedition, welche den Transport der Motorräder mit der russischen Eisenbahn vornimmt heißt Azimut. Diese Spedition mietet ganze Waggons für den Gütertransport und hängt diese dann an die Züge der russischen Bahn an. So wurde der Waggon mit unseren Motorrädern an die Transsib nach Moskau angehängt. Die Route geht im Prinzip von Moskau über Novosibirsk nach Wladiwostok bzw. Jakutsk. In unserem Fall sind wir jedoch in entgegengesetzter Richtung gefahren.
Auf der Webseite von Azimut findet sich eine Übersicht über die angebotenen Transportverbindungen.
In Tynda hatte die Spedition ein Büro in der Nähe des Bahnhofs. Auf der Websiete von Azimut kann man sehen, dass das an allen großen Bahnhöfen entlang der Route der Fall ist. Daher ist davon auszugehen, dass zumindest an all diesen Bahnhöfen die Motorräder verladen bzw. entladen werden können: Moskau, St. Petersburg, Nowosibirsk, Krasnojarsk, Jekaterinburg, Tynda, Chabarowsk, Zabaikalsk, Komsomolsk-on-Amur, Blagoveshchensk, Neryungri, Wladiwostok, Jakutsk. Hier geht es zur Kontaktseite von Azimut.
Alle Formalitäten in Tynda hatten wir innerhalb ein paar Stunden erledigt. Die Verladung war abenteuerlich – hier zum Nachlesen – und fand direkt auf dem Bahnhofsgelände vor dem Speditionsgebäude statt. Wir haben die Motorräder direkt in den Waggon gestellt und nur leicht verzurrt. Uns wurde auch angeboten, dass sie uns je eine Kiste pro Motorrad bauen. Damit wären sie dann besser geschützt. Das hätte aber gut zwei Tage gedauert. Da der Zug aber schon kurzfristig losfuhr, haben wir darauf verzichtet. Soweit wir verstanden haben wurden die Motorräder in Novosibirsk umgeladen. Vielleicht wurde aber auch nur der Waggon umgehängt. Von Tynda aus hätte es alle zwei Tage eine Option Richtung Moskau gegeben. Also schon ziemlich oft und regelmäßig.
Weil die Waggons mit den Motorrädern an einen Personenzug der russischen Bahn angehängt werden, in der Regel der Transsib, könnte man theoretisch im gleichen Zug mitfahren. Der Spediteur in Tynda hat uns auch die Zugtickets für unsere Zugfahrt besorgt, so wäre das kein Problem gewesen. Aber da die Motorräder in Novosibirsk umgeladen werden, oder zumindest der Waggon umgehängt wird, trennen sich dort die Wege. Das Umladen dauert nämlich zwei Tage und der Personenzug fährt durch. Dadurch ist man bei gleicher Abfahrt ca. zwei Tage vor den Motorrädern in Moskau. Wir haben uns dazu entschieden einen Tag nach den Motorrädern zu fahren und kamen kurz vor den Motorrädern in Moskau an. Ich glaube unsere Fahrt mit der Bahn hat ca. 5 Tage gedauert. Die Motorräder waren ca. 7 Tage unterwegs. Zwar war der Spediteur Maxim in Tynda so nett und hat uns auch die Personentickets besorgt, wichtig ist aber, dass der Gepäcktransport mit Azimut völlig getrennt vom Personentransport läuft.
In Moskau mussten wir die Motorräder auf einem Speditionsgelände mit Bahnanschluss abholen. Das ist schon noch ziemlich im Zentrum. Wir haben ca. 30 Minuten mit dem Taxi von der Innenstadt dorthin gebraucht. Dort wurden die Motorräder durch die Spedition vom Waggon abgeladen und standen unter einer Plane neben den Gleisen. Das Gelände war ganz gut abgesichert und auch wir konnten nur mit den Speditionspapieren auf das Gelände. Wenn die Zeitspanne zwischen Ankunft des Zugs und Abholung länger ist, kommen die Bikes in ein bewachtes Lager. Die Abholung erfolgt dann vom Lager. Obwohl wir die Bikes nicht wirklich gesichert hatten gab es keine Schäden. Wir hatten das gesamte Gepäck an den Motorrädern gelassen und zum Teil auch die Motorradkleidung, Stiefel und Helm. Nichts wurde geklaut oder beschädigt.
Selbstverständlich hatten wir die Frachtpapiere und die Rechnung. Aber neben dem persönlichen Kontakt mit dem Spediteur Maxim in Tynda, hatten wir auch Ansprechpartner, Adressen und Telefonnummern der Spedition in Novosibirsk und Moskau. So konnten wir auf der Reise nach Moskau immer schon mal nachfragen, wo die Motorräder gerade sind. Das ging auf Englisch ziemlich gut.
Wir sind von Ost nach West gefahren. Aber nach unserem Verständiss sollte das genauso auch in die andere Richtung gehen. Ich kann mir vorstellen, dass die Abwicklung in Moskau sicher etwas formaler und komplizierter ist wie im fernen Sibirien. Aber da Transport das Kerngeschäft von Azimut ist, sollte auch das funktionieren. Grundsätzlich kann man wahrscheinlich auch von Deutschland aus die Buchung usw. vornehmen. Aber ich würde mich darauf dann nicht wirklich verlassen. Ich würde immer direkt vor Ort Kontakt mit Azimut aufnehmen.
Die Kosten waren mehr als überschaubar. Zwar kann ich mich nicht mehr genau erinnern, aber es war im sehr niedrigen dreistelligen Euro-Bereich für eine Person und das Motorrad. Auch wenn man die Tickets getrennt kaufen muss.
Hier geht es zur Webseite von Azimut: http://www.azimut-nsk.ru/ . Dort gibt es zahlreiche weitere Informationen, u.a. zu den Preisen. Ob man das aber wirklich für Motorräder berechnen kann, weiß ich nicht.
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