Ruhe vor dem Sturm
Das Motorrad ist vor dem Hotel gut aufgehoben. Da lässt es sich entspannt die Stadt besichtigen. So schön Sankt Petersburg ist. Ich will weiter.
Am Tag darauf bin ich um neun schon aus der Stadt. In Russland wird lange geschlafen. Daher dauert es nur 30 Minuten bis ich den äußeren Autobahnring passiert habe. Schnell noch tanken, wer weiß was kommt. Erst mal 50 Kilometer leere Autobahn. Dann 40 Kilometer gute Landstraße. Dann biege ich rechts ab. Immernoch Teer, aber weit und breit kein Auto mehr. Dann guter Schotter. Rechts und links Wald, dazwischen blitzen immer wunderschöne Seen hervor. Wetter ist prima und so lasse ich die Landschaft vorbeiziehen immer den Blick auf die nächsten Schlaglöcher gerichtet.
Als ich auf eine Kuppe zufahre fliegt erst eine dann noch eine Transalp darüber. Drei Hinterräder blocken und wir treffen uns am Straßenrand. Es sind zwei Finnen. Sie treiben sich schon seit einer Woche in Karelien rum. Sie freuen sich einen anderen Motorradfahrer zu treffen und bewundern meine Ausrüstung. Ich bin auch beeindruckt, da sie praktisch null Gepäck dabei haben. Sie zeigen mir Bilder von ihren Heldentaten in der karelischen Wildnis und loben ihre GoreTex Socken. Hut ab, was so eine Transalp schafft. Ich winke bei diesem Geläuf ab, da ich alleine unterwegs bin mache ich so was nicht. Nach einer halben Stunde verschiedenen wir uns.
„… mache ich so was nicht.“ Nach zwei Stunden stehe ich genau in dem Loch, das mir die Finnen vorher gezeigt haben. 50 Meter lang und 50 cm tief. Eher mehr.
Und nicht nur eines. Zum umdrehen ist es längst zuspät. Immer wieder hat es kleine Pfützen in denen das ganze Vorderrad verschwindet.
Die Stiefel sind längst voll Wasser. Von oben reingelaufen, obwohl ich auf den Rasten stand. Normalerweise müsste man vorher durchlaufen. Das Zeug ist so tief das es sein könnte, dass man darin verschwinden. Das aber haben die Finnen ja schon gemacht. Jetzt verstehe ich auch den Hinweis auf die Socken. Da ich ihre Spuren immer sehe, fahre ich ohne anzuhalten durch Alles was kommt. Was die Transe schafft, schafft die KTM auch.
Ich zwinge mich nicht daran zu denken wo ich gerade bin und das ich seit 2 Stunden keinen mehr gesehen habe. Und das waren nur die Finnen. Klappt ganz gut. Nur manchmal wird mir dann doch etwas mulmig.
Landschaftlich ist es der Hammer. An einigen Seen möchte ich mein Lager aufschlagen. Immerhin habe ich inzwischen Brot und Salami.
Aber morgen soll es regnen. Und wenn jetzt noch mehr Wasser kommt wird es eng. Also, Hand ans Gas und weiter. Es macht richtig Laune wieder richtig offroad zu fahren.
Es stehen 400 Kilometer auf der Uhr als es endlich leichter wird. Das heißt mind. 150 Kilometer durch diesen Morast. Es ist 6 Uhr Abends. Ich bin recht fertig, will aber noch ein paar Kilometer fahren um sicher zu gehen, dass der Modder ein Ende hat. Und da, ein Dorf. Und am Ausgang eine Herberge, ich werd verückt. Es heißt „Waldhotel“.
Zimmer sind alle belegt, aber eine Kammer haben sie für mich. Und Essen und Bier gibts auch. Gebucht. Geiler Tag.
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