Piste

In der famosen Unterkunft gibt es sogar Frühstück. Milchreis und Pfannkuchen. Was soll da noch schief gehen. Ich bin der Erste weil wieder alle lang schlafen. Aber wie soll ich auch schlafen, wenn vor 4 die Sonne aufgeht und meine Kemenate keine Vorhänge hat. Um 9 sitze ich auf dem Bock.

Erst mal muss ich 60 Kilometer Umweg fahren. Tankstellen sind hier Mangelware. Dann gibt es 400 Kilometer Piste durch den russischen Wald. Alles ziemlich gut zu fahren. Allerdings muss man hochkonzentriert sein, da die Pisten gespickt mit Schlaglöchern sind. Und nach Kuppen lauert schon mal ne Kurve oder loser Sand oder beides. Also wenig Zeit die Landschaft zu genießen. Die Seen rechts und links kann man aber kaum übersehen.

Es läuft gut, je nach Zustand der  Piste fahre ich zwischen 50 und 80 km/h.

Tanken ist weiterhin schwierig, da es weiterhin kaum Tankstellen gibt. Schon gar keine mit Snickers. Inzwischen gibt es auch nur noch 92 Oktan.

Nach 400 Kilometern fällt eine Grundsatzentscheidung. Ich gehe aus der Mitte von Karelien nach Osten auf die M18. Das Wetter soll die nächsten Tage schlechter werden. Die Pisten auch. Und Tankstellen finde ich auf dem Navi gar keine mehr. Eine Kombination, die die Entscheidung leichter macht.

100 Kilometer Rumpelstraße nach Osten und da ist die M18. Das Straßenschild sagt 633 Kilometer bis Murmansk.

An der ersten Tankstelle muss ich 30 Minuten anstehen. Dafür ist die Straße in perfektem Zustand. Das Wetter nicht. Vor mir hat es dunkle Wolken und die Straße ist nass. Nachdem meine Schuhe vom Vortag noch nass sind, hab ich keine Lust auf eine feuchte Nacht im Zelt. Zudem hat es rechts und links nur Wald, Sumpf oder Modder. Nicht zelt-geeignet. Und wenn ein Weg zu erahnen ist, sieht man gleich wieder die mir schon bekannten dunklen Wasserlöcher.

Navi sagt 100 Kilometer bis zur nächsten Unterkunft. Es ist schon 6 Uhr. Aber die Sonne geht hier oben ja erst um 22:30 unter. Also weiter.

Es ist 19:30 als ich ankomme. Hoffentlich haben die ein Zimmer. Es ist auch noch Wochenende. Da sind auch die Russen gerne unterwegs. Die letzte Zeit war rechts und links nur noch Sumpf. Keine Chance das Zelt vernünftig aufzustellen. Und sonst gibt es weit und breit keine Unterkünfte. Wenn das nichts wird, wird es ungemütlich.

Glück gehabt. Es ist ein Ressort und die haben ein Zimmer. Irgendwie fahren von hier alle mit der Fähre zu irgendwelchen Holzkirchen. Alle sehen aus wie Pilger. Mir egal, es gibt ja sogar was zu essen.

Inzwischen ist es elf und noch immer hell. Noch ein paar Mücken im Zimmer um die Ecke bringen und dann ins Bett.

Ruhe vor dem Sturm
66° 33′ 55″

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