Waschbrett und kein Ende

Tag 15 18. Oktober 2022

Roads to Patagonia

Die heutige Etappe führt uns wieder in die „zivilisierte“, sprich asphaltierte Welt, nämlich nach Antofagasta de la Sierra.

Runde 250 km Piste stehen an und wir wissen nur, dass sie regelmäßig befahren werden… Aber egal, anders kommen wir aus dieser Gegend nicht weg und der Weg zurück ist auch nicht wirklich eine Alternative!

Nach dem „üblichen“ Frühstück ging es zum Parkplatz zu den Moppeds.

Frühstück für zwei Mann

Aufrödeln, dann ging Tobias zum Muncipal, um der Dame Bescheid zu geben dass wir bereit zum Tanken sind. Wir sind dann schon mal zum Schuppen gefahren, wo das Benzindepot der Gemeinde war. Da gegenüber ein kleiner Laden war kaufte ich gleich noch etwas Wasser und Kekse für unterwegs. Dann kam die Dame und wir bekamen jeder 5 Liter aus einem Kanister in den Tank gekippt. Damit waren wir auf der sicheren Seite, dass der Sprit bis Antofagasta reichen würde.

Das wurde bisher noch gar nicht so deutlich, aber aufgrund der großen Entfernungen gerade hier im Nirgendwo muss auf die Reichweite der Motorräder geachtet werden. Ebenfalls zu beachten ist, dass offroad ein höherer Verbrauch durch das fahren mit höherer Drehzahl in niedrigen Gängen entsteht. Außerdem gibt es nicht überall eine Tankstelle, sondern man muss sich im Einzelfall vor Ort durchfragen. Hier ist die App Mapsme mit den Wegpunkten von I-Overlander eine gute Hilfe. Wir bzw. in diesem Fall Tobias, weil er die Situation hier schon kennt, haben die Touren daher auch entsprechend zusammengestellt und auch berücksichtigt, dass man eben oft nur mit vielleicht 30 km/h unterwegs ist, das macht dann schon mal bei 230 km schon mal eine Fahrzeit von sechs bis sieben Stunden aus. Und das eben auf Höhen zwischen 3000 und 4500 Metern. Das ist wirklich harte Arbeit.

Und wenn ihr euch fragt, warum wir das tun kann ich nur sagen, wir haben Spaß an der Herausforderung und dem Abenteuer. Pauschalurlaube kann ich machen, wenn ich nicht mehr aufs Mopped komme!

Doch zurück zum Reisebericht. Zunächst ging es über eine halbwegs gute Piste auf den Salar de Arizaro, den wir auf einer guten Salzpiste mit fröhlichen 60 – 70 km/h überquerten, um dann kurz vorm Ende den Kosackenzipfel des Salar zu bewundern. Dieser Kegel ist eine geologische Besonderheit, soviel weiß ich.

Der „Kosackenzipfel“
Der Zipfel und die Moppeds
Der Salar

Danach ging es über eine sehr ruppige, mit Wellblech und losem Schotter versehene Piste über einen Pass Richtung Antofallita, einer kleinen Oase im nirgendwo. Nicht einmal die schöne Landschaft konnte uns mit Rüttelpiste versöhnen, unglaublich, was die Ténéré die letzten Tage einstecken mussten!

Die Abfahrt vom Pass war sehr technisch wegen der engen Serpentinen, aber wir haben es gemeistert.

Es geht wieder abwärts

Wie schon gesagt, Antofallita war eine wunderschöne Oase in der Wüste, grünes Gras, Bäume, ein gut gebautes Gebäude, ein kurzes Stück gute Piste als Zufahrt. Nicht schlecht so mitten in der Wüste. Wenn es nicht so weit bis zum nächsten Ort wäre. Danach ging es auf einer brauchbaren Piste entlang eines Salzsees weiter.

Salzmeer

Dort sahen wir sogar ein Camp mit einem Bohrturm, anscheinend auf Ölsuche. Dann überquerten wir den Salzsee und das Abenteuer begann richtig. Zunächst wurde die Piste immer ruppiger, natürlich mit Wellblech und wir machte erste Bekanntschaft mit Fech-Fech. Das ist so eine Art feiner Staub, der das Vorderrad einfach versinken lässt. Zunächst nur kleine Löcher, aber dann sah ich bei Tobias, wie seine Maschine eine riesige Staubwolke aufwirbelte und sie hin und her sprang, bis er sie wieder unter Kontrolle hatte. Daher wählte ich eine andere Linie, was dazu führte, dass ich im Fech-Fech eine Pirouette drehte und die Ténéré in einer stabilen Seitenlage ablegte. Außer völlig eingestaubt zu sein ist uns nichts weiter passiert, schließlich waren wir recht langsam unterwegs. Gemeinsam mit Tobias brachten wir das Mopped wieder in die Senkrechte und ich treckerte mich dann ganz langsam durch das Sandloch.

Dann ging es einen steilen Pass hinauf, und zwar wirklich steil, ich schätze mal so 30% Steigung, natürlich mit viel Geröll, teils losem Schotter und an einigen Stellen leicht ausgewaschen.

Aber wir haben auch das geschafft. Weiter ging es dann auf rund 4000 m Höhe auf einer, na was schon? Richtig einer üblen Wellblechpiste. Okay, der Ausblick war schön, aber das Waschbrett ging uns mittlerweile so was von auf die Nerven, weil es wirklich alles durchrüttelt, teilweise harte Schläge durch die Federung kompensiert werden müssen, auf Dauer wirklich zermürbend für Mensch und Maschine!

Immer wieder Waschbrett
Farbenspiele

Aber wir mussten weiter, also Zähne zusammenbeißen und durch. Die Piste wurde nach dem Pass breiter, aber nicht besser.

Wir fuhren noch eine ganze Weile auf bis zu 4200 m, mittlerweile kam ein kalter und scharfer Wind auf, was das Ganze auch nicht besser werden ließ.

„Kleiner“ Pass mit Waschbrett

Auf den letzten vielleicht 40 km bis Antofagasta wurde es dann etwas besser, es ging bergab und wir in einem Tal, wo der Wind nicht ganz so böse war. Dann tauchte immer mehr Grün auf, dazu dann Lamas, Vikunjas und Esel, die hier weideten. Und plötzlich kamen uns mehrere SUV entgegen, voll beladen mit Leuten, die wohl die Tiere hier sehen wollten, weil sonst gab es ja nur Waschbrett und so.

Endlich tauchte dann Antofagasta am Horizont auf. Uff, geschafft, Sprit war auch noch ausreichend im Tank, also alles richtig gemacht. Da wir mit halb vier relativ früh angekommen sind hatten wir ausreichend Zeit für die Zimmersuche. Komischerweise brauchten wir wieder ein paar Anläufe, kamen dann aber in einem recht komfortablen Hotel unter. Schnell geduscht und dann eine Etage höher zum Kaffee- bzw. Teetrinken, sogar ein paar lecker Kekse bekamen wir dazu. Während wir da so entspannt saßen und den Tag Revue passieren ließen kam Tobias auf die Idee mal auszurechnen, wie viele Schläge durch das Waschbrett über das Fahrwerk kompensiert werden musste. Annahme war, dass der Abstand zwischen den Wellen durchschnittlich 25 cm sind, also 4 pro Meter. Wir haben in den letzten Tag bestimmt  weit über 200 km Waschbrettpiste gehabt.

Also 4 x 1000m = 4000 Schläge/Kilometer, 4000 x 250 = 1.000.000 Schläge für jede Fahrwerkskomponente und die Fahrzeuge. Und natürlich auch für uns. Ist einfach mal interessant, was wir uns zumuten.

Danach sind wir noch ein bisschen durch den Ort gestromert und waren in einem frühgeschichtlichen Museum. Die Gegend Antofagasta ist nachweislich seit über 5000 Jahren besiedelt.

Als wir dann gegen 20:30 zum Abendessen hoch gehen wollten, warfen wir noch einen Blick vor die Tür. Vorhin standen da nur unsere Moppeds und zwei Pkw, jetzt stand dort ein beeindruckender Fuhrpark von Toyota Hilux, alle höhergelegt und fett bereift.

Hilux Treffen

Zum Abendessen hatten wir Pasta und ein Bier. Tja, nach diesem Tag sind wir auch recht früh zu Bett, wir waren einfach nur kaputt!    

Die Straße nach Tolar Grande
Auf nach Cafayate

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