Tag 15 – Roads in Kyrgyzstan

Tag 15, 07.07.2019

Die Nacht war doch etwas anstrengend,

weil eben Hartlager, aber immer noch besser als wie befürchtet in den Bergen ohne Zelt. Ich war relativ zeitig hoch, endlich dann auch duschen und danach war auch fast schon Zeit fürs Frühstück. Auf dem Hof standen neben unseren XT auch noch zwei XChallenges im Reisetrimm, es waren die Maschinen von dem deutschen Pärchen, welches wir im Tes-Guesthouse in Osh getroffen hatten. Ach, was hätte ich gerade nach dem gestrigen Tag dafür gegeben, meine XChallenge, genannt Tante Anna hier zu haben! Aber es ist wie es ist. Außer den Moppeds war noch ein Offroader auf dem Hof, der gehörte (schon wieder) zu einer französischen Reisegruppe. Das Frühstück war lecker und reichlich, Eier, Kascha, Brot und Tee, dazu Marmelade, das passt schon.
Nach dem Frühstück gings ans Reifenflicken bzw. letztlich den Schlauch tauschen, da wir ausreichend Reserve mit hatten. Zuerst wollte John meine XT mit den Spanngurten am Schleppdach aufhängen, doch es gab zwei schöne Betonblocksteine, die wunderbar als Bock dienen konnten. Also kurzerhand die XT mit zwei Mann darauf gewuchtet und los gings mit der Demontage vom Hinterrad. Wie befürchtet zeigte sich, dass auch die Steckachse bzw. alle Schrauben und Muttern lange kein Fett gesehen hatten. Der Splint für die Achsmutter glänzte ebenfalls durch Abwesenheit. Das wäre bei meiner XChallenge und Tobias und Johns KTM 690 definitiv anders gewesen. Ich sage nur „regelmäßige Wartung“!
Aber egal, nach dem Radausbau schnell den Schlauch raus geholt und geprüft. Anscheinend war ein harter Schlag die Ursache, bei den Pisten keine Wunder. So konnten wir dann ohne große Umschweife den Ersatzschlauch einziehen. Der russischstämmige Fahrer der französischen Reisegruppe wollte auch noch seinen Beitrag leisten, allerdings war ein bisschen ungeduldig, wir waren ihm zu langsam ;-) Aber immerhin schenkte er uns noch eine Ventilkappe, mit der auch Ventile gelöst werden konnten.
Dann noch Luft aufpumpen, das Rad wieder einbauen und festziehen und meine XT war wieder fahrbereit. Danach alles aufrödeln und dann ging es los, Tagesziel war Jallalabad. Die Strecke kannten Tobias und ich von 2015, nur dass wir diesmal in entgegengesetzter Richtung unterwegs sein werden. Kurz nach dem Ortsausgang wurde aus der Asphaltstraße die erwartete Piste. Tobias gab gleich ordentlich Gas, während ich etwas weniger zügig folgte. Wegen der Staubentwicklung war sowieso Abstand halten angesagt. John kam dann hinter mir, mit ebenfalls ordentlichem Abstand. Ein LKW vor uns gab Alles und knallte mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und eine riesigen Staubwolke über die Piste. Um ihn zu überholen musste ich erst einmal in die Staubwolke eintauchen und dann, wenn ich einigermaßen gucken kann dran vorbei ziehen. Bevor das klappte durfte ich aber einiges an Staub schlucken…
Dann ging es wieder entspannter weiter, die Piste kletterte langsam aber stetig bergauf. Da ich John nicht mehr sehen konnte hielt ich in einer Kurve kurz an. Prompt ging der Motor aus und ließ sich auch nicht mehr starten, keine Kontrollleuchte brannte, also mal wieder Seitenteil runter und die Kabel an der Batterie prüfen. Da tauchte John auch schon auf. Also schnell zusammen den Fehler gesucht. Das Kabel, das den Anlasser mit Strom versorgt war am Batteriepol gebrochen. Und da auch noch eine vermeintliche Sicherung war haben wir kurz geguckt. Das war keine Sicherung, sondern eine Überbrückung aus einem gebogenen Kupferstück… ohne Worte… Zum Glück ließ sich das Kabel noch ein Stück ab isolieren und dann wieder mit dem Batteriepol verschrauben. Super, Motor läuft wieder. Schnell zusammen packen und weiter geht’s. Kurz darauf hatten wir dann auch Tobias eingeholt. Er war etliche Kilometer voraus, bevor er merkte, dass wir ihm nicht folgen :
Danach blieben wir dichter beieinander. Zunächst stieg die Straße wieder hinab in ein Tal, um dann in weiten Schwüngen wieder Höhe zu gewinnen. Der Blick auf die atemberaubende Landschaft musste zwischendurch immer wieder mal warten, weil die Serpentinen und teilweise nassen Stellen doch die volle Aufmerksamkeit erforderten. Mittlerweile zogen dann auch dunkle Gewitterwolken auf und es donnerte immer wieder mal ganz ordentlich. An einer Stelle hielten wir kurz an, um ein paar längere Blicke schweifen zu lassen. Kirgistan ist schon genial, sowohl was die Pisten als auch die facettenreiche Landschaft betrifft!

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Da es noch ein Stück weit bis zum Pass mit um die 3200 m hielten wir uns nicht allzu lange auf. Es ging weiter stetig bergauf und so l Auf der Passhöhe machten wir dann eine längere Pause, wie gewohnt natürlich mit einem Snickers und ner Zigarette. Eigentlich wollte ich die Drohne aufsteigen lassen, aber wegen des nahen Gewitters und der damit verbundenen statischen Elektrizität und den teilweise kräftige Böen habe ich es dann doch sein lassen.

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Nach der Pause ging es zunächst mit vielen Kehren steil bergab. Der Blick in die Tiefe war beeindruckend, aber meistens musste ich auf die Piste achten. Ab und zu kamen ein paar PKW oder Kleinlaster entgegen, einmal auch ein ausgewachsener LKW. Hut ab vor den Fahrern kann ich nur sagen.
Je niedriger wir kommen, desto facettenreicher wird die Vegetation. Bäume und Büsche nehmen zu, dazu tauchen wieder mehr Herden auf, weil die Berghänge nicht mehr so steil sind und der Verkehr nimmt auch zu. Am frühen Nachmittag machen wir wieder eine Pause. Während wir so entspannt in die Gegend gucken tauchen plötzlich etliche Moppeds auf, meisten BMW F800 GS, dazu zwei Begleittrucks, irgendwas mit Toyota Landcruiser kann ich noch lesen. Die Firma nennt sich Iron Horse Adventures.

Weiter gings dann, die Piste wurde immer besser und es gab auch hin und wieder kleine Ansiedlungen, wir mussten dann noch zwei LKW überholen, die ebenfalls recht zügig unterwegs waren, aber es war zum Glück nicht mehr so staubig, insofern ging das dann ganz gut. Mittlerweile hatte sich die Landschaft auch geändert, es waren jetzt nur noch Hügel und es gab viele Felder. In einem Dorf machten wir erneut Pause, es gab Eis und was Leckeres zu trinken. Während der Pause hat Tobias noch ein kleines Sträßchen aufgetan, was ebenfalls Richtung Jallalabad führt, aber abseits der Hauptstraße noch ein bisschen über die Hügel führt. Bis zur Abzweigung folgten wir einer nagelneuen Asphaltstraße, anscheinend hat sich hier in den letzten Jahren doch einiges getan.
Zu Anfang ist es als wenn wir eine der kleinen Alpenstraßen in Südfrankreich oder Ligurien unter unseren Rädern haben. Aber je höher wir kommen, desto schlechter wird der Asphalt und das Sträßchen wird zu einer Lehmpiste. Auf der Wetterseite des Berges wird es dann durchaus anspruchsvoll. Etliche Abschnitte der Piste sind nach Bergrutschen nur notdürftig geflickt und teilweise sehr steil und eng. In einem Dorf sieht man dann deutlich, wie exponiert diese Straße eigentlich ist und welcher Aufwand betrieben werden muss, um sie einigermaßen befahrbar zu halten. Dann kommen wir an einer alten Kohlenmine vorbei. Die Straße führt mitten durch die Anlage und nimmt noch einmal eine richtig steile Abfahrt, garniert mit weichem Sand. Nicht schlecht Herr Specht! Danach geht es in einige scharfe Kurven und es kommt auch noch ein alter Dreiachser bergauf entgegen. Also anhalten und Platz machen. Kurz danach machen wir noch eine weitere Pause, es ist mittlerweile auch ziemlich warm geworden, wir nähern uns nämlich langsam der „Ebene“ von Jallalabad. Nur noch wenige Kilometer und wir tauchen in den Stadtverkehr von Jallalabad ein. Leider sind die ausgewählten Guesthouses nicht unter den angegebenen Koordinaten zu finden, daher irren wir zunächst ein wenig planlos durch die Stadt, aber dann finden wir doch ein Guesthouse, nicht gerade Sternequalität, aber völlig ausreichend, zumal direkt im Haus auch ein Restaurant ist. Also schnell einchecken, die Moppeds im Innenhof abstellen und unter die Dusche. Wir fallen dann ins Restaurant ein. Leider gibt es einen kleinen Dämpfer, es gibt kein Bier… aber sie haben kalte Cola, dazu eine fast gute Auswahl an Schaschlik, satt werden wir also. Zum Nachtisch gibt es dann noch ein Stück Käsekuchen für jeden. Das ist ein angemessener Abschluss für einen langen Tag. Die Nacht wird dann okay, auch wenn es ziemlich warm war.

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