Tag 14 – Roads in Kyrgyzstan

Tag 14, 06.07.2019
Nach dem vielen Regen war komischerweise keine Matschlandschaft entstanden. Irgendwie hat der Boden das viele Wasser gut aufgenommen. Na gut, also erst einmal gucken, wie das Frühstück so ist und John befragen, wie es ihm geht. John wirkte wieder ganz aufgeweckt und voller Tatendrang, und sowas von hungrig. Also los, auf zum Container. Das Frühstück war nicht ganz so aufwendig wie das Abendessen, aber immer noch besser als das, was wir sonst in den Jurten-Camps bekommen haben. Frisch gestärkt ging es dann ans umziehen und aufrödeln.
Die beiden wollten auf jeden Fall die Passstraße nach Baetov nehmen und ich war zunächst unschlüssig, habe mich aber dann doch für die vermeintlich einfachere Hauptstraßenvariante entschieden. Am Einstieg zur Passstraße trennten wir uns, nachdem wir kurz mögliche Treffpunkte und das Tagesziel Kazarman abgestimmt hatten.

Hier ein paar Eindrücke von der Offroad-Crew:

Erst einmal waren recht langweilige 80 km bis zum ersten Pass vor Naryn abzuspulen. Dabei hatte ich mit kräftigen Windböen zu kämpfen, dazu wurde es recht frisch. Also anhalten und was zum unterziehen raussuchen, dazu dann die wärmeren Handschuhe und weiter gings. Der Pass selber war ganz nett zu fahren, nicht spektakulär, aber auf Augenhöhe mit vielen Alpenpässen. Am Ortseingang von Naryn wurde vollgetankt und dann weiter über die Hauptstraße an der bekannten Universität vorbei in Richtung Baetov. Am westlichen Horizont hingen dicke Schwarzarbeiter am Himmel, dazu gabs ab und zu ein paar Regentropfen für mich, aber im Großen und Ganzen ging es ganz gut voran. An der Abzweigung zum Song Kul stand eine Reisegruppe von MuzToo an der Tanke, alle haben gewunken und ich natürlich auch. Ab der Abzweigung nach Baetov wurde die Straße dann schlechter, es wurde gebaut und dementsprechend war es dann etwas ruppig. In Baetov angekommen bin ich eine Runde durch die Stadt und dann zum Marktplatz, zum einen für eine Pause und natürlich nach SMS von den Jungs gucken. Just in dem Moment als ich auf den Platz einbiege rieche ich mal wieder verdampfendes Öl und ein Blick nach unten offenbart mir mal wieder viel Öl auf meinem linken Stiefel. Okay, Bike an die Seite gerollt, Gepäck abrödeln, Werkzeug raus und los geht’s. War natürlich wieder der Ölrücklaufschlauch. Der Tank schlägt halt wegen der ausgejuckelten Haltegummis immer wieder auf die Leitung am Anschluss… Naja, diesmal gings es noch, aber viel Spiel ist nicht mehr, vielleicht noch einmal und dann ist Schluss mit Feldreparaturen! So oder so, ich war zumindest für die Dauer der Reparatur der Star in Baetov, immerhin hatte ich gut ein Dutzend Zuschauer, überwiegend Taxifahrer, die alle neugierig waren, ob der „Fremde“ sein Mopped wieder in Gang bekommt. Okay, kurzer Testlauf, dicht! Also wieder zusammen bauen, Gepäck drauf und weiter geht’s nach Kazarman. Ich habe mich für die Route entschieden, die wir bereits 2015 in der anderen Richtung gefahren sind. Außerdem ist sie 30 km kürzer als die alternative Route. Los geht’s. Nach 30 km ist Schluss mit Asphalt und der Schotter hat mich wieder. Dazu dann immer wieder mal ordentliche Schlaglöcher und das allseits beliebte Wellblech! Bei einer Zigarettenpause riecht es schon wieder nach Öl. Ein Blick auf meine Stiefel zeigt dann bereits wieder frische Öltropfen. Verdammte Scheißkiste. Warum treffen eigentlich alle technischen Pannen nur mein Mopped? Irgendwie scheine ich die Arschkarte gezogen zu haben! Naja, bevor ich hier in der Sonne brutzle mache ich mich an die Reparatur.

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Mit Ach und Krach gelingt es mir, den Schlauch noch einmal auf den Stutzen zu bringen und die Schelle anzusetzen. Mehr darf jetzt nicht mehr passieren, da geht jetzt nichts mehr. So, weiter geht’s. Ein paar schöne Schotterpässe liegen jetzt noch vor mir. Ich versuche nach Möglichkeit die schlimmsten Erschütterungen zu vermeiden, um zumindest nach Kasarman zu kommen. Noch knapp 100 km. Das sollte zu schaffen sein. Der erste Pass ist geschafft, der zweite dann ebenfalls, zumindest geht es jetzt nur noch bergab. Nur noch 30 km bis Kasarman. Dann, in einer Kurve rutscht das Hinterrad weg, ich denke noch, wieso das denn, da war doch gar nichts los… Also Mopped aufrichten und weiter fahren. Doch irgendwas stimmt da nicht, das Heck schlingert wie ein Lämmerschwanz. Also anhalten, absteigen und gucken: Das Hinterrad ist platt…. Deswegen auch der Sturz! Na toll, die Pumpe und das Werkzeug haben Tobias und John.

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Hmh, ich habe dann ein bisschen Glück, ein paar nette Kirgisen halten an. Sie haben zwar kein passendes Werkzeug dabei, aber rufen dann Tobias übers Handy an. Ich habe nämlich keinen Empfang. Das Gespräch kommt dann auch nach einigem Hin und Her zustande. Allerdings sind wir nicht ganz klar in der Positionsbestimmung, wie sich später herausstellt. Und meine Angabe, ich bin 30 km vor Kazarman und aus Richtung Dödömöl kommend ist wohl irgendwie untergegangen… Naja, erst einmal sieht Alles gut aus, die Jungs sind informiert und machen sich auf den Weg.
Während ich warte und so vor mich hin grübele, warum alle Defekte nur bei meinem Mopped vorkommen, vergeht die Zeit. Etliche Fahrzeuge fahren hier vorbei, aber in keinem wäre ein Platz für mich bzw. der Maschine, lediglich in Gegenrichtung kamen zwei Kleinlaster vorbei.
Es wird langsam später und eine SMS von Tobias kommt rein, sie können mich nicht finden, ich soll doch bitte die GPS-Daten schicken. Komischerweise kann ich auf eingehende SMS antworten, nur selber senden geht nicht…. Naja, wie ich schon sagte, wir hatten ein Kommunikationsproblem. Später kam dann noch ein Anruf von Tobias durch, sie haben mich auf der falschen Straße gesucht. Und es wären jetzt noch 75 km bis zu mir. Okay, denke ich mir, es wird bald Dunkel, also muss ich mir was einfallen lassen. Zelt aufbauen geht nicht, dafür ist hier der Untergrund zu abschüssig, also einfach auf Glück setzen und auf einen Transporter hoffen.
Ob das die Strafe ist, dass ich mich heute für eine andere Strecke entschieden habe? Nun ist es mittlerweile dunkel geworden und ein leichter Regen setzt ein. Okay, immerhin staubt es dann nicht mehr so… Es kommen immer noch diverse Autos vorbei, aber leider alle bis auf den letzten Platz besetzt, fürs Mopped ist sowieso kein Platz… Aber immerhin halten sie an und fragen was los ist. Ich versuche dann zu erklären, dass meine Freunde in Kazarman sind ich mir wohl Hilfe schicken werden. So gegen halb elf scheine ich Glück zu haben, ein SUV und ein Sprinter kommen vorbei und halten an. Zunächst herrscht ein wenig Verwirrung, weil plötzlich ein halbes Dutzend Kirgisen um mich herum wuselt, das Mopped begutachtet und mich mit diversen Fragen bestürmt. Zum Glück taucht dann eine junge Frau auf, die ein sehr gutes Englisch spricht. So kann ich dann alles erklären und es kehrt ein bisschen Ruhe ein. Soweit ich es dann verstehe, kommt noch ein drittes Fahrzeug hier vorbei, ein Sprinter, auf dem auch Platz für mein Mopped wäre und sie würden mich nach Kazarman bringen zum Guesthouse. Dann wird Tobias noch einmal angerufen, dann die Wirtin und so langsam scheint sich alles zu regeln. Wir warten dann noch so ca. 15 Minuten auf den zweiten Sprinter. Der trifft dann auch ein und eine Handvoll tatkräftiger Kirgisen wuchtet die XT und mein Gepäck auf die Ladefläche. Ich steige dann in den anderen Sprinter ein, mir wird sogar extra ein Platz auf der Beifahrerseite frei gemacht. Dann geht sie los, die wilde Fahrt durch die Nacht. Der SUV zieht als erster los, dann der Sprinter mit dem Mopped und wir dann als Schlussfahrzeug. Die Kirgisen sind schon ziemlich zügig unterwegs, das würde ich mich nicht trauen, aber sie kennen ja auch jedes Schlagloch und so wird dann auch die ganze Straßenbreite ausgenutzt. Der Fahrer ist ganz stolz auf seine zusätzlich eingebauten Instrumente, Öltemperatur, Batteriespannung und Voltmeter kann ich erkennen, bei den anderen zwei finde ich die Bedeutung nicht heraus, will den Fahrer aber auch nicht durch Fragen ablenken. Ich erkenne dann noch im Scheinwerferlicht die Brücke, über die wir auch in 2015 gefahren sind, aber ansonsten ist es einfach zu dunkel, um noch irgendwas außerhalb der Lichtkegel der Scheinwerfer zu sehen.
Dann sind wir in Kazarman, ein paar Straßenlaternen spenden etwas Licht und in einer Seitenstraße wird vor einem Tor angehalten. Ich rufe Tobias kurz an, um im zu sagen dass wir hier sind und er das Tor öffnet. (In den Ortschaften haben wir immer Handy-Empfang). Das Tor geht auf, schnell wird das Mopped abgeladen und mein Gepäck auch. Keiner fragt nach irgendeiner Bezahlung, sie freuen sich einfach nur, mir geholfen zu haben. Und ich freue mich natürlich auch, dass mir geholfen wurde. Immerhin habe ich dann noch daran gedacht, ihnen ein paar unserer Sticker in die Hand zu drücken. Das kam bei ihnen gut an, dann noch ein paar kräftige Hände drücken und schon standen Tobias und ich alleine da. Noch schnell das Mopped auf den Hof schieben und das Gepäck daneben stellen, eine Zigarette rauchen und mich gemeinsam mit Tobias über diese glückliche Wendung freuen, dann kurz frisch machen und ins Zimmer gehen, wo man mir bereits auf dem Boden ein Nachtlager bereitet hatte. Okay, die Nacht war dann nicht so erfrischend, aber lieber hier auf dem Boden als draußen in der Wildnis die Nacht verbringen!

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