Tag 3 – Roads in Kyrgyzstan

Tag 3, 25.06.2019
So, heute wird es ernst, wir haben gute 100 km offroad vor uns. Nach Allen was wir im Voraus in Erfahrung bringen konnten dürfte es recht anspruchsvoll aber machbar sein. Wir wollen von Kyzil-Ünkor nach Kara-Kul. Wir sind zeitig los und waren nach dem landestypischen Frühstück so gegen halb neun abmarschbereit. Im nächsten Dorf haben wir einen kirgisischen Wanderer getroffen, mit dem wir das woher und wohin auf Englisch ausgetauscht haben. Er hat sich dann angeboten, als Dolmetscher auszuhelfen und ein paar ältere Männer zu befragen, ob die Route passierbar ist.

Es gab erst einmal eine rege Diskussion unter ihnen, aber dann waren sie der Meinung, mit Motorrädern gut zu machen, als die Stromtrasse dort gebaut wurde habe man auch einen Weg gebaut, dem wir folgen können. Lediglich einer meinte, die Route wäre eher nur auf Pferden machbar. Im Nachhinein hat er in gewisser Weise recht gehabt. Aber dazu später.
Zunächst ließ sich das alles gut an, die Piste war okay und wir konnten gut Strecke machen. Es war ein schönes Tal, immer wieder mal sah man ein paar Jurten und ab und an ein Camp für Wanderer. Dazu die für Kirgistan typischen Pferde-, Schaf-, Ziegen- und Rinderherden, teilweise von Hirten begleitet. Das Einzige was auffiel war, dass wir so gut wie gar keinen Verkehr hatten, wenn dann begegneten wir nur Reitern oder Fußgängern. Aber wir haben das halt als normal abgetan.
Dann kam das erste Hindernis, die Straße war zum Teil weggespült und es war nur ein ca. 50cm breiter Streifen übrig, kurzer Kriegsrat und wir sind weiter, zumal uns ein entgegen kommender Reiter sagte, dass die Straße okay wäre.

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Nun ja, es ist wie es ist und wir sind weiter gefahren. Gut es wurde schwieriger aber noch nicht so, dass wir an umkehren gedacht hätten, wir waren ja durch die BAM durchaus einiges gewohnt. Immer wieder gab es schwierige Passagen, die nach kurzer Inaugenscheinnahme überwunden wurden. Dann kann die vermeintlich erste Probe, wir stießen auf ein mehrere hundert Meter breites Flussbett, zum Glück nicht komplett voller Wasser, sondern mehrere kleinere und größere Bäche flossen dort entlang. John ging auf Scouting Tour und schien einen guten Weg gefunden zu haben, also folgten Tobias und ich seinen Spuren.

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Das Flussbett bestand aus Kies, auf dem sich gut fahren ließ. Der breiteste Bach ließ sich auch gut queren, er war vielleicht 40 cm tief und nicht zu reißend.

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Okay, erledigt und weiter gings. Mittlerweile wurde die Piste immer anspruchsvoller aber noch immer im grünen Bereich. Weitere uns entgegenkommende Reiter bestätigten, dass es die richtige Piste nach Toktogul sei und soweit okay wäre.
Also ging es weiter. Später erreichten wir eine Stelle, wo wir Tobias aus den Augen verloren, wir hatten die Wahl zwischen einer Piste nach links und einer Piste nach rechts. Also anhalten und drauf warten dass Tobas zurückkommt. Was dann auch passierte. Die Piste links war die richtige. Es ging von nun an ziemlich steil hinauf, es war ziemlich steinig und es gab viele Schmelzwasserrinnen, so dass man seine Spur sorgfältig auswählen musste. An einem ziemlich steilen und mit vielen losen Steinen versehenen Aufstieg war es dann, dass mein Kopf streikte. Ich konnte sehen wie Tobias und John den Aufstieg bezwangen, aber die Moppeds dermaßen hin und her sprangen, dass ich mir das nicht zutraute. Tobias war dann so nett und hat das Mopped die Steigung hinauf gefahren.

Das war der Moment, wo ich wahrscheinlich die ersten Anflüge der Höhenkrankheit bekam. Weiter gings steil bergauf und ich plädierte beim nächsten Halt für eine Pause, wurde aber auf die Passhöhe, die nicht mehr weit sein dürfte vertröstet. Na gut, einverstanden. Wir kletterten weiter nach oben und waren dann so gegen ein Uhr auf dem Pass und dachten, wir hätten das Schlimmste überstanden.

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Dem war dann leider nicht so. Kurz unterhalb des Passes kamen dann Schneereste, die die Straße zum Teil versperrten dazu. Einmal komplett für gut 50 m, danach war ein schmaler Streifen Straße passierbar, zwar leicht schlammig aber es ging. Wir mussten unser Gepäck abladen um die Moppeds leichter zu machen und haben zunächst Johns Maschine über die Schneewächte gebracht, damit er den weiteren Weg scoutet und er unser erfahrenster offroad-Spezialist ist. Er ist also weiter gefahren und wir konnten sehen wie stetig weiter gefahren ist. Dann verloren wir ihn aus den Augen. Nach einer halben Stunde sahen wir ihn dann zu Fuß zurückkommen. Also brachten wir das restliche Gepäck und die beiden Mopeds über die Schneewächte.

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Danach wieder aufrödeln und es ging John entgegen. Es war für mich recht schwierig aber letztlich habe ich es geschafft. Als wir John trafen, erklärte er, dass es weiter vorne eine Stelle gäbe, die er nicht alleine schaffen konnte, aber zu dritt ohne weiteres machbar sei. Was dann auch zutraf. Eine Plackerei, aber letztlich hatten wir alle drei Moppeds hinüber geschafft.

Danach ging es weiter, allerdings merkte ich so langsam dass ich dem Ende meiner Kräfte nahe war, noch ging es einigermaßen, aber ich musste an zwei schwierigen Stellen John bzw. Tobias bitten, meine Maschine über diese kniffligen Stellen zu fahren. Weiter ging es auf ziemlich schwierigem Terrain, die Piste war ziemlich erodiert, viele Steine und Engstellen waren zu bewältigen, dann wieder eine technisch schwierige Passage, wo ich ausgerechnet meinen Motor abwürgte und die Kiste nicht mehr anspringen wollte. Ich bin dann zu Tobias und John gelaufen und habe mein Problem geschildert.

Die Beiden sind dann hoch gegangen, während ich nach Luft ringend auf einem Stein saß. Plötzlich fand ich mich am Boden liegend wieder. Ich muss wohl bewusstlos gewesen sein. Also erst einmal die Beine hochlegen und so langsam wieder auf Sendung gehen. Während dessen hatten die Beiden mein Mopped wieder in Gang bekommen und waren ziemlich besorgt wegen meines Zustands. Aber es half ja nichts, nach einer Verschnaufpause musste es weiter gehen und so ging es langsam aber stetig über diverse Hindernisse bergab. Teilweise ziemlich steil, so dass man ständig die Handbremse gezogen hatte, weil selbst im ersten Gang und Leerlaufdrehzahl die Geschwindigkeit zu hoch war. Es gab für mich Momente, wo ich am liebsten das Mopped auf die Seite gelegt hätte und mich daneben. Ich fühlte mich ziemlich beschissen, Kopfschmerzen, ausgepumpt und irgendwie ständig gefühlter Luftmangel, obwohl wir die Passhöhe bereits weit über uns gelassen hatten. Dabei hatte ich eigentlich ausreichend getrunken und meinen Wasservorrat aus Gebirgsbächen aufgefüllt. Nun denn, irgendwie musste es weiter gehen und John und Tobias konnten ja nicht ständig mein Motorrad für mich fahren. Weiter ging es bergab. An einer Stelle füllten wir noch einmal unsere Wasservorräte auf und an der nächsten Kehre stoppten wir kurz, weil John ein paar Meter unterhalb der Kehre ebenfalls stoppte. Es gab ein neues Hindernis! Also Moppeds abstellen und zu John gehen. Was wir sahen war gar nicht gut. Die Piste war komplett weggespült.

Nur ein kleines bisschen weg war erhalten geblieben, für Pferde und Wanderer ausreichend, aber für Moppeds eher nicht. Da es bereits fünf oder sechs Uhr Abends war, beschlossen wir hier unsere Zelte aufzuschlagen, zumal wir in der Kehre ausreichend Platz hatten. Am nächsten Morgen sollte es dann mit einigermaßen regenerierten Kräften weiter gehen. Das kam mir sehr entgegen. Außerdem waren auch John und Tobias nicht mehr die frischesten.

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Während wir das Camp aufbauten hörten wir plötzlich Motorgeräusche. Es kamen doch tatsächlich fünf Leute mit ihren Vollcrossern den Weg runter. Es handelte sich um Polen, die hier mit ihren Cross-Maschinen den Pass überquerten. Sie waren überrascht uns hier zu treffen, obwohl sie unsere Spuren verfolgen konnte. So gesehen waren wir die ersten Moppedfahrer, die zumindest in diesem Jahr den Pass bezwungen haben. Dann sind wir alle Mann runter zur weggespülten Straße. Die Polen sind dann kurzerhand zur Sache gekommen und haben ihre leichten Maschinen ruck zuck über die Engstelle gebracht. Sie wussten schon genau was sie taten und waren richtig Wilde Kerle.

Zu unserem Glück haben sie angeboten, auch schnell unsere Moppeds rüber zu bringen. Natürlich haben wir das gerne angenommen und so hatten wir mal wieder Glück im Unglück. Gemeinsam ging es ruck zuck und wir waren eine Sorge los.

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Den Jungs noch einmal danke sagen und schon waren sie wieder unterwegs, im Gegensatz zu in ziemlich flotten Tempo, sie waren schon verdammt gute und vor allen erfahrene Fahrer. Wir sind dann zurück zum Camp. Es gab noch einen Kaffee für Jeden und dann gings auch schon ins Zelt. Die Nacht war ganz okay, es gab zwar viele Blitze und auch etwas Regen, aber nicht wirklich schlimm. Mein neuer Schlafsack hat sich gut bewährt, trotz der Höhe und der kühlen Nacht habe ich nicht gefroren. Allerdings auch nicht wirklich gut geschlafen, der Tag steckte mir noch in den Knochen.

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