Es wäre ein Wunder

Ich fühle mich gestrandet und zum ersten Mal auf der Reise ist mir langweilig. Auch Fernsehen und Internet hilft nichts. So eine Tankstelle am Stadtrand ist gegen Abend nicht der aufregendste Ort der Welt. Zudem regnet inzwischen in Strömen.

Suicide-Shower im Hotel.

Viele Mückenstiche später erwache ich am nächsten Morgen. Ich bin angespannt, zum Einen geht es über die Grenze, vor Allem aber ist die Frage, ob die Kleine wieder einwandfrei läuft. Es regnet immer noch und hat dichten Nebel. Daher verschieben ich die Abfahrt erst mal noch um ein paar Stunden.

Um 10 fahre ich zur Grenze. Es regnet immer noch. Erst mal Immigration, die ist mitten in der Stadt. Dummerweise ist vor mir ein Bus angekommen und ich warte 45 Minuten bis ich meine Sachen erledigen kann. Das geht dann aber schnell. Jetzt den Zoll suchen. Ich fahre zur Grenze. Dort heißt es ich muss in ein Büro in der Stadt. Gut, ich kann laufen, ist nicht weit. Dort haben sie keine Ahnung was ich will. Ich soll wieder zur Grenze. Also wieder zurück. Da finde ich einen Mann der mit meinem Zettel was anzufangen weiß. Er telefoniert und dann so ich wieder in das Büro in der Stadt. Ich weigere mich. Wohlwollend begleitet er mich und bring mich zu einem Herren im Büro. Der tippelt was in seinen Computer – fertig. Ich bin scheinbar der einzige, der hier in Jahren als Europäer mit einem Fahrzeug über die Grenze fährt. In Argentinien geht es dann relativ schnell.

Es regnet und hat 25 Grad. Ich bin innen und außen nass.

Schnell zum Tanken und guten, argentinischen Sprit einfüllen. Bisher läuft die Kleine prima, aber ich bin ja auch erst ein paar Kilometer gefahren.

Ich hab nur 100 Kilometer bis zum geplanten Zielort. Regnet zwar, aber die Straße ist gut. Die Kleine läuft auch jetzt im weiten Geläuf gut. Scheint, dass das Problem wirklich behoben ist.

Plötzlich kommt ein Schild und Piste beginnt. Es ist der Beginn einer langen Fahrt. Eine Fahrt, so schwierig und gefährlich, wie ich noch kaum eine in meinem Motorradleben hatte.

Die Piste besteht aus dieser roten Erde, die durch den Regen aufgeweicht ist. Zum Glück haben sie Steine eingearbeitet und so ist die Liste zwar mörder-holprig, aber nicht ganz so rutschig. Ich fahre mutige 20 km/h und schimpfe wie ein Rohrspatz. Immerhin ist das eine Nationalstraße.

Dann hören die Steine auf! Es ist nicht vorstellbar. Der Track ist spiegelglatt! Ich kann darauf nicht einmal stehen. Zwischen den beiden Spuren sinkt man 5 bis 10 Zentimeter im Schlamm ein und der ist ebenso rutschig. Es ist die Hölle. Ich fahre maximal Standgas. Noch schlimmer sind aber die Auf- und Abfahrten. Wenn es hinunter geht taste ich mich zentimeterweise voran.

Die Piste ist total uneben und ich muss ständig die beste Spur suchen. Sobald die Piste rechts oder links nur leicht abhängt rutscht die Kleine seitlich weg. Zweimal hab ich sie nicht exakt ausgerichtet und schwups stehe ich um 90 grad gedreht zur Fahrtrichtung. Nur weil ich mit ca. 4 km/h gefahren bin, kann ich sie noch abfangen.

Viermal geht es durch Riesenpfützen. Zum Glück ist der Untergrung relativ gut, aber dafür sind sie zwischen 40 und 50 Zentimeter tief.

Dann mal wieder so eine Auffahrt. Von unten sehe ich schon ein Auto stehen. Es hat Verkehr, vier Autos habe ich auf der Strecke gesehen. Ich kämpfe mich zum Auto vor. Er kommt auf der schmierigen Piste keinen Meter mehr voran. Die Beifahrerin und ich nehmen auf der Motorhaube Platz. So geht es langsam den Berg hoch.

Dann geht es wieder den Berg runter. Ich bin inzwischen fix und fertig. Vor allem die hohe Konzentration über die Zeit ist enorm anstrengend. Dann passiert es. Ich komme auf den mittleren Streifen, Vorderrad blockiert vor lauter Schlamm, ich rutsche auf den glatten Fahrstreifen und es geht dahin. Da liegt sie die Kleine und ich liege im Schlamm. Das ganze passiert bei 5 km/h. Nur mit großer Mühe bekomme ich sie auf dem Untergrund wieder zum Stehen. Den roten Modder muss ich erst von der Felge kratzen damit das Vorderrad wieder frei dreht.

Es wäre ein Wunder gewesen, wenn das ohne Sturz abgegangen wäre. Aber auch so bin ich richtig stolz, dass ich das gemeistert habe.

Als die Piste zu Ende ist und ich absteige, kann ich kaum Stehen, so schlottern mir die Füße vor Anstrengung.

Am Ende habe ich für die 25 Kilometer 2,5 Stunden gebraucht. Ich bin heil froh, dass ich das gestern nicht mit dem angeschlagenen Motorrad in Angriff genommen habe und die Kleine jetzt wieder so gut läuft.

Hier sieht man rechts das Tracking auf Asphalt und links auf der Piste.

Tatsächlich fällt mir auf, dass ich von den richtig schwierigen Stellen und dem „Glatteis“ mal wieder gar keine Bilder habe. Aber so ist das eben wenn man so sehr mit fahren beschäftigt ist. Daher sind die meisten Bilder eher symbolhaft und stammen vom ersten Teil der Strecke.

Genauso lange wie die Piste zu befahren, dauert es am Abend bis ich die Kleine wieder halbwegs sauber habe.

Panne im Jungle
Das Werk des vor Eifersucht rasenden Gottes Boi

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