Ein T-Shirt macht den Unterschied

Heute hab ich unterwegs nicht gefroren. Ich hab aber auch nachgelegt. Ich hab noch mein letztes T-Shirt angezogen. Jetzt habe ich oben herum tatsächlich neun Schichten an. Eigentlich ist das Wetter wie gestern. Der Wind ist sogar deutlich stärker, aber irgendwie ist mir den ganzen Tag schön warm. Was so ein T-Shirt ausmacht.

Es geht erst mal 100 Kilometer durch die Steppe. Der Wind ist massiv. Nach 30 Kilometern tut mir schon der Nacken weg, weil man den Kopf so stark gegen den Wind halten muss.

Dann kommen 70 Kilometer Piste. Das ist nicht ungefährlich. Es hat zwei Streifen ohne Schotter. Rechts und links davon hat es große Schotterhaufen. Immer wenn wieder eine Böe kommt muss man stark dagegen halten, damit man nicht in den Schotter gedrückt wird. Ansonsten hat man eh schon ordentlich Schräglage, je nachdem wo der Wind herkommt.

Am Ende der Piste kommt mir ein Motorradfahrer entgegen und bleibt stehen. Ich halte auch. Wir öffnen das Visier und ich sehe die Angst in seinen Augen.

Er kommt aus El Calafate, dort wo ich auch hin will. Er warnt mich eindringlich vor unheimlich starken Wind auf der Strecke. So wie er drein guckt muss es ihn ein paar mal sauber verblasen haben.

Etwas eingeschüchtert, aber doch auch mit ordentlicher Angriffslust fahre ich weiter. Es bläst ordentlich. Die Straße windet sich und so kommt der Wind von allen Seiten. Das Visier drückt es mir gegen die Nase. Die Schräglage auf gerader Strecke ist enorm.

Näher an El Calafate kommen wieder Berge und Seen. Der Wind bleibt. Nur wenn er direkt von hinter kommt ist es gut. Alles ist dann plötzlich still, nur der Motor brummt.

80 Kilometer nach El Calafate hat es einen Gletscher. Den kann man anschauen. Habe zwar schon 400 harte Kilometer hinter mir, aber da fahre ich noch hin.

30 Kilometer vor dem Gletscher eine Zahlstation. Die wollen eine horrende Summe Eintritt für den Nationalpark. Ich überlege hin und her. Verbreite gute Stimmung und Spass, in der Hoffnung, dass ich als „fröhliches Moto“ Rabatt bekomme. Das mit Stimmung und dem Spass funktioniert. Das mit dem Rabatt nicht.

Ich sehe nicht ein, dass ich für 10 Minuten Gletscher anschauen soviel wie für eine Übernachtung ausgeben soll und drehe um. Fahre dafür an einen See und schaue mir dort die Vögel an.

Dann fahre ich zurück nach El Calafate. Ich mag das Dorf auf den ersten Blick nicht. Viel Touristen und viele super schicke Restaurants und Läden. Dennoch komme ich sehr gut und günstig unter.

Fühle mich total durchgeblasen und fertig. Morgen hab ich bestimmt Muskelkater im Nacken. Aber fühlt sich gut an und Stimmung ist prächtig.