Plattfuß auf 4300 m
25. Juni – Heute geht es weiter Richtung Kirgistan. Wegen der Entfernung werden wir die Etappe in 2 Tage aufteilen, also heute nur bis Murgab, wo wir wieder in der selben Lodge übernachten wie vor 5 Tagen.
Wir nehmen zwei Engländer, John mit einer LC 1200 GS Adventure und Andy mit einer XChallenge, ins Schlepptau, weil bei Beiden das Navi ausgefallen ist und es mangels einer ausreichenden Beschilderung ohne Navi schwierig ist, auf dem richtigen Weg zu bleiben.
Nach dem Frühstück geht’s los. Zunächst geht es langsam aber stetig bergauf, links und rechts des Weges immer wieder kleine Siedlungen und wie bereits gewohnt werden wir überall winkend begrüßt, oft sogar von älteren Tadjiken. Dann nähern wir uns der 3000m Grenze und es werden immer weniger Ansiedlungen, und leider wird auch das Wetter immer schlechter, gestartet sind wir bei knapp 20° und nun sind es nur noch um die 10° und dazu kommt ein kalter Wind. Die Landschaft ist wie immer im Pamir unglaublich beeindruckend und die Wolken, die oft von Sonnenstrahlen durchbrochen werden tragen das Ihrige bei, dass die Fahrt trotz der Kühle interessant bleibt.
Die Straße ist meist recht gut, doch immer wieder tauchen tiefe Schlaglöcher auf, sodass man sich nicht zu sehr von der Szenerie ablenken lassen darf. Gegen Mittag rasten wir in einem Kaffee, wo wir auf 3 Radfahrer treffen, die gerade das Wakhan-Tal hinter sich gebracht haben. Das sind die eigentlichen Helden der Straße für mich! Das Essen war relativ gut, es gab für mich Spiegeleier und Würstchen, wahrscheinlich vom Pferd, aber egal, sie waren lecker.
Nach dem Essen ging es weiter, immer wieder Schauer, wechselnd mit kurzen sonnigen Abschnitten. So langsam bekamen wir alle kalte Füße… Ich fuhr grade mal an der Spitze, als nach einer kleinen Anhöhe der Scheinwerfer von Johns BMW nicht mehr im Spiegel zu sehen war, also rechts ran und ein paar Minuten gewartet, hmh, kein Scheinwerfer… also umdrehen und gucken, ob was passiert ist. Nach vielleicht 3 km kamen Tobias in John in Sicht, sie waren gerade dabei Tobias KTM auf zu bocken.
Das sieht gewaltig nach Plattfuß aus! Beide waren erleichtert das ich auftauchte, zu Dritt ist das doch deutlich einfacher zu handeln. Ich übernahm quasi die tragende Rolle, sprich hielt die Maschine im Gleichgewicht auf dem Felsbrocken, damit das hintere Rad frei war, um es auszubauen. Nach wenigen Minuten stand der Verursacher fest, ein ca. 10 cm langes Stück einer Schraubenzieher Klinge… welches irgendein Depp auf der Straße hat liegen lassen! Natürlich fing es während des Wechsels wieder an zu regnen, tolle Wurst!
Mehrere chinesische Trucker hielten an, um zu helfen, aber ausnahmsweise waren wir nicht auf Hilfe angewiesen, allerdings waren wir erfreut, dass wir zum Reifen füllen auf deren Druckluft zurück greifen konnten. Einer hatte etwas Mitleid mit mir, wie ich das so die KTM haltend im Regen stand und steckte mir eine Zigarette in den Mund ;-)
Diese Trucker sind schon was besonderes! Der Einbau ging dann doch nicht ganz reibungslos vonstatten, Tobias vertauschte die Distanzstücke vom Kettenspanner, aber der Fehler war dann ruckzuck behoben, also Alles Werkzeug wieder einpacken und weiter gings Richtung Murgab, mittlerweile im strömenden Regen, glücklicherweise waren es nur noch ca. 15 km.
Am Checkpoint vor Murgab gabs dann Dienst nach Vorschrift, die Wachen ließen sich viel Zeit mit dem kontrollieren unserer Pässe und dem Eintrag ins Wachbuch… Dann ging die Schranke hoch und wir durften weiter. Da wir wußten, wo wir übernachten wollen war der Rest Minutensache. Unser Gastgeber war hocherfreut uns wieder zu sehen und machte sich sofort daran, heißes Wasser für die Dusche vorzubereiten. Ersteinmal raus aus den nassen Klamotten und vor Allem bei mir die Füße trocken legen auch aufwärmen.
Andy verzog sich sofort ins Bett unter 2 Bettdecken und ward nicht mehr gesehen, so hatte ich das Glück nicht nur seine Ration heißes Wasser für meine Füße zu bekommen, sondern auch seine Portion Tomatensalat ;-)
Das Abendessen war gut, und so langsam wurde uns wieder warm. Noch ein bisschen den Tag Revue passieren lassen und dann verschwanden wir Alle in unseren Betten, jeder mit einer zweiten Decke. In der Nacht wurde es mir dann warm genug um sie abzustreifen.
Unser Wirt war noch so nett und nahm meine Stiefel zum trocknen mit. In der Tat waren sie am nächsten Morgen trocken :-)
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