Ruta 25 oder die Geier warten schon
Tag 29 1. November 2022
Roads to Patagonia
Heute soll es auf gut 200 km die Ruta 25 und zum Schluss noch etwa 40 km die Ruta 40 bis nach Coroico gehen. Schauen wir mal.
Wir haben gut geschlafen und werden morgens bereits vom Lärm des Verkehrs bzw. der öffnenden Läden geweckt. Als Frühstück haben wir etwas Saft und ein Stück Kuchen für jeden. Zum Start in den Tag reicht es. Dann holen wir die Moppeds aus der Garage und los geht’s. Heute Morgen geregnet und es scheint daher weniger Staub zu geben. Ich fahre vor und habe das Gefühl, die Piste scheint vorerst nicht so ruppig zu sein wie gestern. An einer Stelle halte ich für ein Foto an und sehe, wie ein fetter Volvo Dreiachser auf die 25 einbiegt. Spannend, was hier so alles rumfährt.

Es geht halbwegs gut voran, doch wird es wieder feucht, ein feiner Nieselregen und Nebel nehmen uns die Sicht. Visier runter, alles beschlägt, Visier hoch, die Brille ist voller Tropfen. Leider habe ich den Punkt verpasst, wo es sinnig gewesen wäre das Regenzeug anzuziehen.

Aber zum Glück ist es nicht allzu kalt. Wir sind jetzt in einem Bereich unterwegs, wo die Straße extrem exponiert ist, rechts ein tiefer Abgrund, den wir dank des Nebels nur ahnen können, links der hoch aufragende Felsen und die Piste vielleicht 3 oder 4 m breit. Zum Glück kommt kein Gegenverkehr! Aber es ist schon verdammt anstrengend, und hier ist kein Spielraum für Fahrfehler. Deswegen gibt es nur ein Bild von diesem Streckenabschnitt, weil außer Dunst nichts zu sehen wäre.

Doch auch das hat ein Ende. Nach einem endlos erscheinenden Abstieg landen wir in einem Tal, angenehme 28° und überall werden Früchte wie Bananen und Mangos angebaut. Auch der Staub hat uns wieder. In einem kleinen Ort machen wir Pause, Die noch feuchten Klamotten werden in die Sonne gehängt und wir lassen uns unsere Kekse schmecken. Dann geht es weiter die 25 entlang. Eigentlich geht es immer nur bergauf und bergab.



Auf dem Berg sehen wir die nächste Ortschaft in vielleicht 5 km Luftlinie, auf der Straße sind es dann 20 km oder sogar mehr, weil Kurve reiht sich an Kurve und es geht lustig rauf und runter. Und das den ganzen Tag. Mal ist die Straße etwas besser zu befahren und relativ breit, mal richtig ruppig und mehr oder weniger einspurig. Also Augen auf, besonders in den unzähligen Kehren und Kurven. Und die Geier sitzen auch schon bereit:

Es kann immer ein Bus oder Lkw entgegenkommen und auch Pkw und Kleinbusse sein hier häufig anzutreffen. Der Kilometerzähler bis zum Ziel nimmt nur langsam ab, wir kalkulieren für die 200 km ca. 7 Fahrstunden bei einem durchschnitt vom ca. 30 km/h. Der Wirt vom Hotel meinte heute Morgen, es seien vielleicht vier oder fünf Stunden… Ein Bus schafft das definitiv nicht, die sind noch langsamer unterwegs als wir.
Teilweise sind die Ortschaften etwas größer und die Straße durch die Stadt ist irgendwie befestigt, sei es Asphalt oder eine Art von Pflaster, die kleinen haben einfach nur eine Erdstraße, so wie der überwiegende Teil der Ruta 25.
In unseren Augen hat die Ruta 25 mindestens so viel Aufmerksamkeit verdient wie die Ruta 40 in Argentinien, nicht wegen der Länge sondern wegen des fahrerischen Anspruchs.

Ich bin ja mittlerweile einiges an Pisten gefahren, aber die letzten vier Tage toppen alles bisher gefahrene, außer vielleicht die Strecke nach Tolar Grande. Aber egal wie, wir haben ja noch Peru vor uns, da wird es möglicherweise ähnlich sein. Das dann in einem späteren Bericht.


Als wir hier in Coroico angekommen sind war ich überrascht wegen der engen und teilweise richtig steilen Gassen, durch die sich der Verkehr drängelt. Zum Glück hatte unser Wunschhotel, das Bella Vista auch freie Zimmer und wir gönnten uns den Luxus von 2 Einzelzimmern. Das Hotel ist richtig gut und genau das richtige für den wohlverdienten Pausentag. Schöne Zimmer und ein herrlicher Ausblick auf die Berge.
Nach dem Duschen ging es ins Zentrum auf ein Bier und eine leckere Pizza. So als Anmerkung, mit Restaurants ist es in Bolivien eher bescheiden, meistens essen die Bolivianer eher an Imbissen, nur in großen Städten und touristischen Orten gibt es Restaurants, die den Namen auch verdienen. So hier in Coroico.
Nach dem Essen sind wir zurück in das Hotel und haben uns hingelegt. Waren auch vier anstrengende Tage für uns.
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