Sightseeing in Moskau

Tag 85 – 22. August

Galerie 13 - Moskau028
22. August. Heute ist Sightseeing angesagt, sprich wir wollen das Zentrum von Moskau unsicher machen. Trotzdem schlafen wir uns aus und sind gegen Neun abmarschbereit um zu frühstücken. Auf dem Weg zur Ulitza Twerskaja haben wir das zweifelhafte Vergnügen noch ein paar Schnapsleichen zu sehen, die von der Freitagabendparty übrig geblieben sind.
Wir suchen uns ein Restaurant an der Ecke zur Twerskaja aus, wo überraschenderweise noch die letzten Nachtschwärmer ausharren und recht offensichtlich gegen den Schlaf ankämpfen.
Zwar gibt es kein richtiges Frühstück im Angebot, aber wir finden trotzdem was Leckeres zu Essen, so eine Art Sandwich mit diversen Beilagen. Dazu erst einmal einen Latte Macchiato und dann Cola gegen den Durst.

Danach geht es zum Roten Platz und zum Kreml. Auf dem Vorplatz ist schon reichlich was los, jede Menge Stände mit Devotionalien aus der Sowjetzeit, dazu Stände mit den verschiedensten Leckereien, ob nun flüssig oder fest.
Gegenüber das Hotel Moskau, eine der großen Luxusherbergen hier. Der Rote Platz selber ist leider zum Teil abgesperrt, weil dort Aufbauarbeiten für eine Veranstaltung in Gange sind. Es sieht nach einer Pferdeshow aus oder eine Art Military Tatoo.
Trotzdem ist der Platz voller Menschen, entweder so wie wir als kleine Gruppe oder als große Reisegruppe. Und da sind sie wieder, die unhöflichen Barbaren aus China, als Reisegruppe nehmen sie keinerlei Rücksicht auf Andere, sie stürmen wie eine Horde über den Platz, drängen Alles beiseite für ein paar Fotos bzw. Selfies und stürmen weiter. Einfach unglaublich deren Verhalten!

Wir beschließen derweil das Kaufhaus GUM zu besuchen, schließlich ein Muss wenn man in Moskau ist! Außerdem liegt es direkt am Roten Platz, irgendwie passend. Das Kaufhaus hat was, im Gegensatz zu unseren Kaufhäusern besteht es aus vielen kleinen Läden die an mehreren parallel verlaufenden Galerien liegen. Leider sind es keine Läden für Normalverdiener, sondern überwiegend Luxusboutiquen, von Manolo Blahnik bis Cartier, Hugo Boss bis Armani und so weiter.

Wir setzen uns in ein Café und beobachten das bunte Treiben während wir uns den Kaffee schmecken lassen. Dann noch ein paar Schnappschüsse und dann geht’s ins Erdgeschoss, wo gerade eine Ausstellung russischer Automobile aus den vierziger und fünfziger Jahren stattfindet.

Es sind teilweise zeitlos elegante Automobile, die technisch gesehen durchaus auf Augenhöhe zu vergleichbaren westlichen Automobilen waren. Allerdings wohl eher nicht für Jedermann in der Sowjetunion erhältlich oder erschwinglich. Sogar ein paar Cabrios und eine Allradvariante waren zu sehen.

Danach geht’s wieder raus auf den Roten Platz, eigentlich wollten wir dem ollen Lenin einen Besuch abstatten, aber wegen der Absperrung wäre es ein ziemlicher Umweg gewesen und so wichtig fanden wir es dann doch nicht. Natürlich haben wir uns dann die Basilius Kathedrale von außen angesehen, leider ein wenig durch die östlichen Barbaren gestört… Trotzdem, schon ein beeindruckender Bau und irgendwie passt der Zuckerbäcker Stil hierher. Anschließend geht’s an der Kremlmauer entlang zur Brücke über die Wolga. Es ist die Brücke, auf der Nemzow erschossen wurde. Seine Anhänger legen auf der Brücke Blumen und Kränze nieder, dazu jede Menge Andenken und Fotos von ihm, einige Anhänger halten Mahnwache mit Plakaten in den Händen. Wir beobachten die Szene eine Weile weil wir erwarten, dass gemäß unseren Medienberichten gleich die Miliz kommen muss und dem Spektakel ein Ende bereitet. Zwar fahren ein paar Milizautos vorbei, doch niemand nimmt Notiz von dem kleinen Spektakel.

Apropos Miliz bzw. Polizei. Auffällig ist, dass während unserer gesamten Reise durch Russland die sichtbare Polizeipräsenz sehr gering war, in den Großstädten war schon mehr davon zu sehen, aber deutlich weniger als zum Beispiel in Hamburg. Auf dem Land ist uns so gut wie gar keine Polizei aufgefallen. Selbst um den Kreml war relativ wenig Polizei zu sehen und das trotz der Masse an Touristen rundum den Roten Platz.
Wir überqueren die Wolga und gehen dann parallel zum Kreml am Fluss entlang um dann wieder die Wolga zu queren und durch den Garten am Fuße des Kremls zu flanieren. Der Kreml mit seinen Regierungsgebäuden ist schon beeindruckend, dazu hervorragend restauriert und die Mauer mit ihrem leuchtenden Rot, dazu das Weiß der Gebäude und die goldenen Verzierungen der Dächer sind schon prachtvoll anzusehen. Doch wesentlich repräsentativer als das, was wir Deutschen von Bonn oder Berlin gewohnt sind.
Die Zaren wussten schon, was sie ihrem Riesenreich schuldig waren!

Der Garten war dann nicht so beeindruckend, aber wenigstens schattig. Interessant war dann die Ecke, wo unsere Bundeskanzlerin im Mai den Kranz zum Gedenken niedergelegt hat. Natürlich mit ewiger Flamme und vielen Tafeln der sowjetischen Heldenstädte, dazu eine Ehrenwache der Kremlgarde. Auch hier wieder viele Russen unterschiedlicher Ethnien, die der Gefallenen des II. Weltkrieges Gedenken. Wir entziehen uns dann der doch etwas beklemmenden Atmosphäre und machen uns langsam auf den Rückweg zum Hotel wo wir hoffentlich einen glücklichen John in Empfang nehmen können.
Im Hotel habe ich mich dann für ein Stündchen hingelegt und anschließend haben Tobias und ich uns um die Moppeds gekümmert. Kettenpflege war angesagt und ein prüfender Blick hier und da, ein paar Schrauben nachziehen, das Gepäck überprüfen und dann kam auch schon ein strahlender John mit dem Taxi angerauscht, in den Händen seine neue Kupplung und frisches Motoröl. Er habe keine Probleme mit dem Zoll gehabt berichtet er, er ist einfach zum Ausgang des Flughafens gestratzt und sich taub gestellt und hat so die Zollkontrolle ausgelassen. Geht doch.
Gegen Abend machen wir uns dann auf den Weg zurück ins Zentrum, wir wollen den letzten gemeinsamen Abend mit einem lecker Essen und ein paar Bieren feiern, denn Tobias und ich werden am nächsten Tag gen Westen aufbrechen. Leider ohne John, denn er kann erst am Montag an sein Mopped und die Kupplung einbauen.
Ein deutscher Techniker, der auch in unserem Hotel abgestiegen ist empfiehlt uns das Restaurant Bürgermeister, was in Sachen Bier sehr gut aufgestellt sein soll und dazu lecker Essen anbietet. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch eine Fußgängerzone voller Restaurants, die alle ziemlich gut besucht sind, dazu gibt es Live-Musik, ein paar Straßenmusikanten mit Streichinstrumenten spielen Heavy Metall. Die sind echt gut und so bleiben wir erst einmal stehen und genießen die Musik. Danach geht’s weiter Richtung Bürgermeister. Dazu müssen wir zusehen, dass wir den großen Theater Boulevard überqueren können. Das stellt sich als schwierig heraus, weil es keine Zebrastreifen gibt und der Verkehr es nicht zulässt, einfach so über die Straße zu gehen. Doch mit etwas suchen finden wir einen Fußgängertunnel.
Der Bürgermeister ist ein großes Restaurant mit einer großen Terrasse. Weil es ein lauer Sommerabend ist, nehmen wir natürlich draußen Platz. Witziger weise darf man hier auch nicht rauchen, sondern muss die Terrasse verlassen. Aber egal, auch damit kommen wir klar. Tobias und John gönne sich ihre heimatlichen Lieblingsbiere, während ich mich mit Sibirski Korona begnüge, auch ein lecker Bier.
Das Essen ist schmackhaft, allerdings sind die Preise hier deutlich höher als bisher gewohnt, aber so ist das eben in Metropolen.
So gegen Mitternacht machen wir uns dann auf dem Weg zurück in Hotel. Zu unserer Überraschung sind die Straßenbauarbeiten immer noch in Gange, wenn auch jetzt mit den letzten Feinarbeiten wie Straßenmarkierungen, die Gehwege fertig zu machen und soweit alles aufzuräumen. Irgendwie ungewöhnlich, weil bei uns wäre Freitagmittag Feierabend!

Ankunft in Moskau
Europa und der hohe Norden

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