Ich kann keine Warnleuchte mehr sehen!
Wir fahren gerade durch Kermerowo als Gunter stoppt. Pause? Nein, ein Warnlicht brennt: ÖL!
Genug Öl ist drin. Das Handbuch sagt der Öldruck ist zu gering. Wir entscheiden uns zunächst für einen Ölwechsel. Schnell ist Öl gekauft und ein Hinterhof gefunden.
Als ein Russe auf uns zu kommt denken wir „Mist“, der schmeißt uns jetzt aus dem Hof. Aber das ist russische Gastfreundschaft: Er bringt einen Werkzeugkoffer, hilft bei Wechsel, bietet eine Waschgelegenheit an und schenkt uns zum Abschied vier Edelstahl-Wodkabecher. Wir sind wieder mal sprachlos.
Gunter unternimmt eine Probefahrt.
Gar nicht gut. Immer wenn die BMW heiß wird kommt die Leuchte. Auch nach dem Ölwechsel.
Wir fahren in unser Hotel und überlegen was wir tun. Dabei stellen wir das nächste Problem fest. Die Ritzel der BMW und der KTM sind abgefahren. Damit hatten wir nicht gerechnet.
Guter Rat ist teuer. In Kemerowo ist keine Hilfe in Sicht. Weit können wir mit den Ritzeln auch nicht mehr fahren. Und fahren mit brennender Ölleuchte – Nein, sicher nicht. Ein Motorradladen in Kemerowo gibt Tobias noch die Info, dass das Ritzel noch 2000km hält. Weiter können die aber auch nicht helfen.
Dann gibt es einen Plan. Wir trennen uns. Gunter fährt langsam (dann kommt die Leuchte nicht) zurück zum BMW-Händler nach Krasnoyarsk (500km). Tobias wartet noch einen Tag in Kemerowo und fährt am Montag nach Novosibirsk (250km) um ein Ritzel zu organisieren. Ob es da wirklich Hilfe und Ritzel gibt wissen wir nicht.
Gunter ist also schon mal unterwegs und Tobias nutzt den freien Tag zum Yoga im Park.
Aber auch Gunter hat es gut. Hier wird gebadet …
… und hier wird geschlafen.
Dann ist es Montag und wir schlagen beide beim Händler auf. Und wir haben Glück:
In Novosibirsk gibt es ein Ritzel für die KTM …
… welches auch gleich eingebaut wird.
In Krasnoyarsk gibt es die Auskunft, dass das mit der Ölleuchte unter bestimmten Umständen ein bekanntes Problem ist und keine Gefahr für den Motor darstellt. Ein Ritzel ist auch auf Lager.
Soweit so gut. Gunter ist unterwegs nach Novosibirsk (750km) und Tobias sucht dort schon mal ein Hotel.
Aber nicht genug: Unterwegs zum Hotel verliert Tobias die Kupplung. „Das darf nicht wahr sein“. Mit letzten Kräften ein Hotel gefunden mache ich mich erst mal daran die Kupplung zu entlüften und stelle furchtbares fest.
Das Gewinde an dem der Kupplungszylinder angeschraubt ist, ist offensichtlich beim Ritzelwechsel beschädigt worden. Kein fester Kupplungszylinder, keine Kupplung, kein Fahren! Desaster!
Ich mache mich daran das Problem genauer zu untersuchen und stelle fest, dass mit einer längeren Schraube der Zylinder halten könnte. Hinten ist noch etwas mehr Gewinde. Dann kommen wieder die Russen ins Spiel. Schnell ist eine längere Schraube mit Beilagscheiben aufgetrieben. Dank dieser Jungs.
Jetzt noch etwas Schraubensicherung und nach ein paar Stunden ist die neue Konstruktion fertig. Erste Tests machen mich zuversichtlich. Ob das ganze wirklich hält werden wir erst übermorgen auf der Straße sehen. Wenn nicht, ich will gar nicht daran denken.
Durch seltsame Zufälle lande ich in einer Kantine. Auch gut. Hier gibt es billiges Essen.
Am nächsten Tag am Nachmittag schlägt Gunter in Novosibirsk auf und wir sind wieder vereint. Und auch die Bikes sind (erstmal) wieder flott. Ufffff.
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