Eierschalenmassaker
Wolfgang hat ja schon von unserer Fahrt aus Lima heraus berichtet, aber weil es so unglaublich war, nochmal diese Episode aus unserem Reiseleben im Detail.
Unser Erholungsurlaub in Lima ist zu Ende. Wir brechen früh, um 7:30, vom Hotel auf. Ist ja schon immer viel Verkehr, daher lieber etwas früher los.
Profimäßig navigieren wir durch das Zentrum. Ampel hier, Fußgänger dort, rollender Frühstücksstand da, alles normal. Nach einer halben Stunde haben wir das Zentrum verlassen. Stark, gleich sind wir draußen. Wir zeigen uns die Daumen hoch als wir auf eine dreispurige Stadtautobahn auffahren. „Ab jetzt rollen wir entspannt aus der Stadt. Alles richtig gemacht.“
Und plötzlich: BÄM – alles vor uns steht. Nichts geht mehr. Blick aufs Navi: Kein Ausweg. Gehweg? Liegt einen halben Meter höher. Geht also auch nicht.

Vor uns eine dreispurige Autobahn. Rechts ein Standstreifen aus Sand. Voll mit Müll. Dazwischen 30cm hohe Speed Bumps. Links Leitplanke aus Beton. Dazwischen, Chaos: LKWs, PKWs, Motos, Dreiräder. Beladen mit allem was man sich vorstellen kann oder auch nicht.
Gut, lasset die Spiele beginnen. „Wir sind Motos, wir fahren immer vor“.
Und so schlängeln wir uns durch den stehenden Verkehr, das es eine Pracht ist. Von einer Spur rüber zur nächsten. Zentimeter an riesigen LKWs vorbei. Quer zur Fahrbahn um die nächste Lücke zu nutzen. Rauf auf den Standstreifen. Bis wieder ein Auto darauf stecken geblieben ist. Immer auf die Fußgänger achten! Viele sind inzwischen ausgestiegen und versuchen zu fuß ihr Glück. Meist ist Standstreifen versperrt und es hilft nur vor und zurück schlängeln. Es ist unfassbar. Oft fahren wir nicht, wir rangieren uns Zentimeter für Zentimeter durch die anderen Fahrzeuge. Mit uns andere Motos.
Wieder Standstreifen, uh hier stinkt es. Einer hat ca. 5000 leere Eierschalen ausgekippt. Was soll man tun? Da muss man durch! Überall Fliegen, widerlich. Eierschalenmassaker!
Der andere Verkehr steht fast völlig. Nur hin und wieder bewegen sich ein paar Fahrzeuge ein paar Meter. Fliegende Händler laufen inzwischen durch den Stau und verkaufen Popcorn und Zeitung. Zwischen den LKWs kommen wir uns manchmal ins Gehege. Nett taucht der Händler kurz unter den LKW und wir huschen durch. „Danke lieber Mann.“
Blöd auch wenn man gerade neben einem LKW rangiert, wenn der gerade für ein paar weitere Meter anrollt. Bedrohlich ja, aber selten gefährlich. Problematisch ist die Rußwolke die einem den Atem raubt.
Einmal kurz gezögert – schon ist die Lücke zu. Zack, aus den Augen verloren. Funkverbindung weg. Einer steht am Standstreifen hinter einem Bus, der andere eingeklemmt zwischen zwei LKWs. Immer wieder passiert das. Aber irgendwie finden wir uns jedes Mal wieder.
Fragt mich nicht, es ging ewig. Ca. 5 Kilometer und vielleicht ne Stunde.
Und trotzdem: Fantastisch sind die Peruaner. Wenn wir mal wieder feststecken, reicht ein Blick, ein kurzes Winken – schon legt einer den Rückwärtsgang ein, um uns die fehlenden fünf Zentimeter Platz zu machen. Und das, obwohl er dort wahrscheinlich den halben Tag verbringt. Wir bedanken uns jedes Mal freundlich, und er lächelt.
Und so macht sogar der schlimmste Stau ein kleines bisschen Spaß.
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