Über die Death Road zur Copacabana
Tag 31 und 32 3.- 4. November 2022
Roads to Patagonia
Heute soll es an die Copacabana oder besser gesagt nach Copacabana am Titicacasee gehen.
Doch als Tagesstarter hat der Abenteuergott noch eine Sonderprüfung eingeschoben. Wir wollen den Camino de los Muertes fahren. Manche nennen sie auch Death Road, richtig heißt sie Camino Nor Yungas oder auf Deutsch Nord-Yungas Straße.
Das was die Straße ausmacht ist zum einen, dass sie von ca. 1000m in etwa 30 km auf ca. 3500m ansteigt und dabei einige sehr exponierte Streckenabschnitte aufweist. Ich muss sagen, ich hatte wegen dieser Straße schon im Vorfeld ein gewisses flaues Gefühl im Magen, einmal weil ich nicht ganz Schwindelfrei bin und auch wegen des fahrerischen Anspruchs, wobei es technisch gesehen eigentlich keine Probleme geben sollte. Aber es ist halt der Ruf, den diese Straße hat.
Aber genug der Vorrede. Die Moppeds sind startbereit und wir auch. Zunächst geht es zur Tankstelle, deren Zufahrt etwas tricky ist, weil zwischen der Straße und der Tankstelle ein 50 cm breiter Abwassergraben zu queren ist. Der Tankwart handelt dann pragmatisch, er verlangt von uns den Touristenpreis, aber ohne uns im Computersystem einzubuchen. Sprich, er steckt die Differenz in die eigene Tasche.
Danach geht es erst einmal auf einer guten Straße hinab ins Tal, wo dann die Yungas Straße abzweigt und der Spaß beginnt. Grundsätzlich gilt hier ein Linksfahrgebot, sprich der Verkehr bergauf fährt an der Bergseite, der Verkehr bergab an der Hangseite. Das ist auch entsprechend ausgeschildert. Wobei man sagen muss, dass wir nicht mit viel Verkehr rechnen müssen, da hier überwiegend Touristen oder Abenteurer wie wir unterwegs sind. Von oben kommen in der Regel nur Mountainbiker mit ihren Begleitfahrzeugen entgegen.
Der Anfang ist zunächst nur staubig und führt durch eine Dschungelartige Landschaft.
Das wird je höher wir kommen anders. Der Dschungelwird dichter und auch der Staub wurde weniger, weil die Straße felsiger wurde. Außerdem ging es jetzt stetig und teilweise steil hinauf. Noch war auch die Seite zum Abgrund bewachsen, sodass es nicht so dramatisch wirkte, wenn man mal zur Seite guckte.
Dann kamen wir in den Bereich, wo die Wolken und der Nebel bzw. Dunst anfing. Alles war plötzlich nass. Die Vegetation war jetzt richtig wie ein Dschungel, einfach beeindruckend, so ein bisschen wie in Jurassic Park, es hätte uns nicht gewundert, wenn jetzt der T-Rex aus dem Gebüsch hervor gekommen wäre.
Die Straße forderte nun die volle Aufmerksamkeit, ruppige Oberfläche, nasse Steine und im Hinterkopf der Abgrund, das war mental wirklich anstrengend, besonders wenn mal der Nebel kurz aufriss und man aus dem Augenwinkel in die Tiefe gucken konnte.
Und dann kamen uns die ersten Mountainbiker entgegen. Die meisten wirkten durchaus fit und hielten sich ans Linksfahrgebot, aber einigen stand die blanke Angst ins Gesicht geschrieben und sie fuhren auf unserer Seite oder hielten sogar an. Dann mussten wir auf die Seite des Abgrundes, echt ein Scheißgefühl, aber man will ja weiter. Danach kam dann jeweils das Begleitfahrzeug, aber die haben immer an Stellen angehalten, wo ausreichend Platz zum Ausweichen war. Ein paar Mal haben wir für Fotos angehalten, einfach spektakulär die Bilder. Für uns war die Sichtweite teilweise 20 – 25 m, was auf den Fotos so nicht rüber kommt, aber es war einfach atemberaubend. An manchen Stellen war die Straße so exponiert, dass man sich wirklich nur auf die Straße fokussieren musste, in gewisser Weise wirklich furchteinflößend. Trotzdem war es ein einmaliges und tolles Erlebnis, diese Straße zu fahren! Ich bin ja mittlerweile einige wilde Strecken gefahren, aber die Yungs Road toppt alles! Außerdem glaube ich, gerade bei den Wetterbedingungen wie wir sie hatten ist es ein ganz besonderes Erlebnis.
Als wir dann endlich oben waren hatten wir noch einige spektakuläre Blicke auf die umliegenden Berge und die wilden Wolkenformationen. Glücklicherweise ließ auch die Anspannung nach. Wir hatten dann unsere typische Kekspause und unterhielten uns noch über die Gefühle während der Fahrt. Wir waren letztlich richtig froh, den Camino de los Muertes gefahren zu sein!
Danach ging es über die Ruta 3 nach La Paz. Eine gut ausgebaute asphaltierte Straße die so auch in den Alpen hätte sein können, nur eben mit einem Pass von rund 4500 m Höhe und überwiegend so um 3800 m hoch. La Paz selber ist kein Sehnsuchtsort, eben einfach eine Großstadt mit allem Drum und Dran, die sich von 3200 m bis auf knapp 4000 m erstreckt.
Unter anderem werden die Höhenunterschiede mittels einer modernen Seilbahn überbrückt.
Zum Glück sind wir nicht direkt durch die Stadt gefahren, sondern dank der Stadtautobahn einigermaßen zügig (knapp 2 Stunden) durchgekommen.
Anschließend ging es dann per Autobahn zum Titicacasee.
Dort wartete noch eine kleine Aufgabe auf uns, nämlich das übersetzen der Moppeds mittels einer Fähre, aber eben nicht so wie wir das kennen. Es sind einfache Holzkähne, die mittels eines hinten liegenden Außenborders angetrieben werden. Damit wird hier alles übergesetzt, auch Lkw und Busse.
Das herunterbringen der Moppeds war etwas tricky, weil die Kähne keine durchgehende Decksfläche hatten, aber seht selbst:
Nach der Fähre ging es dann auf der gut ausgebauten Straße weiter bis zum Örtchen Copacabana, wo Tobias uns ein tolles Hotel gebucht hat. Das gefiel uns so gut, dass wir spontan eine weitere Nacht gebucht haben.
Zum Essen sind wir runter in die Stadt und haben anschließend für den Abend Wein und Knabberkram eingekauft. Dann haben wir uns an unser Panoramafenster gesetzt und mit dem Wein auf den rundum gelungenen Tag getrunken und dabei den Ausblick genossen.
Weil es dann kühl wurde, haben wir auch noch den Ofen angezündet. Mit dessen Wärme und dem Knistern des Holzes im Ofen wurde es dann doppelt gemütlich. Das ist mit Abstand unsere beste Unterkunft bisher!
Am nächsten Tag wollten wir nach dem Frühstück noch eine Bootstour unternehmen, aber so richtig überzeugend waren die Angebote nicht. Wir wollten eigentlich nur ein oder zwei Stunde fahren, vielleicht um die sogenannten schwimmenden Inseln rum, aber die angebotenen Touren waren auf vier Stunden ausgelegt, also dann eben nicht. Dafür sind wir dann in der Stadt rumgeschlendert und zurück ins Hotel.
Außerdem hat es hier noch zwei junge Alpacas, die Tobias richtig ins Herz geschlossen hat. flauschige Tierchendas.
Nachher werden noch die Ketten der Moppeds geschmiert und dann lassen wir uns das gut gehen. Morgen geht es dann weiter nach Peru, ein neues Land und neue Abenteuer!
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