„sehr niedlich“
Ich muss sagen, Argentinien gefällt mir auch beim zweiten Besuch. Klar, es ist weniger exotisch als Bolivien und Peru, aber die Argentinier sind ein nettes Volk.
Ständig wird mir zugewunken oder der Damen geht hoch. Autofahrer grüßen oder hupen. Wenn ich irgendwo stehe gibt es oft ein Gespräch über das Motorradfahren. Über die Kleine höre ich immer nur „muj lindo“. Meine Übersetzungs-App meint „sehr niedlich“. Kann irgendwie nicht ganz stimmen.
Auch beim Einkaufen sind sie super freundlich, lustig und hilfsbereit. Beim Essen findet sich auch immer gemeinsam Etwas. Zudem gibt es Top-Kaffee. Nur Socken gibt es nicht in meiner Größe. Später mehr dazu.
Zwischenzeitlich ist die Ruta 40 nur noch Asphalt. So mache ich im Schnitt 450 Kilometer am Tag.
Die Landschaft ist abwechslungsreich. Naja, immerhin waren das die letzten Tage auch über 2.000 Kilometer.
Zunächst war ich in einer Weinanbauregion. Dann kam Wüste, dann Gemüseanbau, dann wieder Wein und dann Steppe. Jeweils immer ein paar 100 Kilometer lang.
Auf der Straße ist meist nicht viel los, so kam es, dass ich das erste „Problem“ mit dem Motorrad hatte. Es ist etwas langweilig und ich spiele an der Einstellung der Spiegel rum. Plötzlich – Leistung weg, der Motor geht aus. Verdammt. Noch im Rollen aktivere ich den Lösungsmodus. Benzinmangel, Benzinpumpe – nein. Elektrik – vielleicht.
Ich Hirsch! Ich hab beim Rumspielen am Spiegel den Kill-Schalter erwischt. Schalter wieder umgelegt, gestartet, weiter.
Zwischendurch hat es immer wieder Straßenkontollen. Entweder Polizei, die sind freundlich und schreiben meine Daten in einen Block oder Obst-„Polizei“. Die fragen nett, ob ich Obst dabei habe. Ist aber nie der Fall.
Frühstück an der Tankstelle, im Hotel gab es mal wieder nichts.
Mittagspause auf der Ruta 40.
Nach ein paar Tagen in Pensionen brauch ich mal wieder Zelt. Bei San Juan gibt es einen Stausee, das wäre gut zum campen. Mist, lauter offizielle Campingplätze rund um den See. Na gut, ich buche mich ein. Bin eh der einzige Gast. Duschen gibt es nicht. Also ab in den See.
Ich sitze gerade im Helinox da höre ich es pfeifen und gluckern. Und schon geht es los – der Rasensprenger. Mit Volldampf. Mein ganzer Kram liegt verstreut und wird nass. Schnell alles einsammeln und in Sicherheit gebracht.
Kurz vor Sonnenuntergang baue ich das Zelt auf und genieße dann den Sonnenuntergang.
Dann bricht die Hölle los!
Schlagartig kommt ein Sturm auf, der sich gewaschen hat. Die erste Böe reist gleich das Zelt aus der Verankerung. Als ich aufspringe, fliegt der Helinox durch die Luft. Um das Zelt neu zu verankern brauche ich kein Licht. Der Himmel ist hell erleuchtet von Blitzen.
Nun wache ich vor dem Zelt und prüfe alle 10 Minuten Leinen und Heringe. Es ist so schlimm, dass der Plan steht: Sobald es noch zu regnen beginnt und das Gewitter direkt über über mir ist, gebe ich das Camp auf und flüchte in das Toilettenhaus.
Soweit kommt es nicht. Nach zwei Stunden ist das Gewitter durch. Nur der Sturm bleibt. In voller Montur lege ich mich ins Zelt – immer bereit für den Notfall. Tolle Nacht – und am Morgen tut das Wetter als wäre nichts gewesen und begrüßt mich mit herrlichem Sonnenschein.
Ausrüstung hat überlebt, nur ein Paar Socken fehlen, die hat wohl der Sturm verschluckt.
Schreibe einen Kommentar zu Günni Antwort abbrechen