Nix mit Eisenbahn, gut dass ich ein Moto bin und nen Scheißtag

Heute (02.10.25) schreibe ich mal nicht den typischen Reisebericht a la woher wohin. Geplant war zwar Alausi und der Zug um die Teufelsspitze, aber es kam anders.

Zur Zeit werden durch protestierende Indigene immer wieder Straßensperren nahezu im ganzen Land aufgebaut, und zwar so geschickt, dass man diese nicht umfahren kann. Dazu gehört eben auch die Strecke nach Alausi. Außerdem konnte ich auf der offiziellen Homepage der Eisenbahngesellschaft kein Ticket kaufen, dort stand nur lapidar „diese Saison sind keine weiteren Veranstaltungen geplant. Allerdings habe ich bei der Recherche im Netz keine konkreten Hinweise gefunden, dass der Zug fährt oder nicht fährt. 

Dazu kam dann noch, dass sich die Straßensperren immer weiterhin den Süden des Landes ausbreiten. Daher haben wir uns dann entschieden, zunächst gen Westen ins Küstentiefland auszuweichen und dann sozusagen von unten nach Cuenca zu fahren. Denn diese Strecken waren bzw. Sind noch frei.

Streckenmäßig war das ziemlich interessant, es ging wieder durch bezaubernde Landschaften, aber letztlich gibt es nur wenige Bilder zum zeigen.

Über den Wolken

Auffällig war jedenfalls die Recht massive Polizei und Militärpräsenz auf unserer Strecke, augenscheinlich wohl schon präventiv vor Ort. Insgesamt ist die Lage Recht unübersichtlich, aber für Touristen eher weniger bedrohlich, aber erschwert die Bewegung im Land erheblich. Deswegen werden wir Ecuador deutlich früher verlassen als ursprünglich geplant. Jetzt legen wir hier in Cuenca noch einen Ruhetag ein und dann geht es wahrscheinlich in zwei Tagen nach Peru.

Gestern zur Küste runter war wirklich ein interessanter Fahrtag, viele Kurven und kleine Städte, in denen deutlich mehr Leben herrschte als die Tage vorher, wieder einige Stellen, wo große Teile der Straße durch Erdrutsche weggerissen waren oder zwar halbwegs geräumt, aber noch Recht viel Matsch zu sehen war.

Matsch fun

Dann unten in der Ebene ein völlig anderes Bild, gerade Straßen, relativ viel Verkehr und auf der Tankstelle wo wir getankt kam dann ein Wachmann mit Pumpgun und schußsicherer Weste auf uns zu, um ein paar Worte zu wechseln. War irgend wie schon ein komisches Gefühl mit ihm zu plaudern. Dann waren wir relativ früh am Hotel, aber das war so geplant (Nachher auch da mehr zu). Einchecken und ab und den Pool ;-)

Anschließend Essen gehen, sozusagen Surf und Turf auf Ecudoranisch, soweit Recht lecker, vor allem die Camaro es, danach zurück ins Hotel und später dann endlich wieder nur im T-Shirt mit einem kühlen Bier im Hotelgarten sitzen.

Aktuell scheint hier die Regenzeit zu beginnen und regelmäßig ab frühem Nachmittag muß mit zum Teil heftigen Schauern gerechnet werden. Das macht speziell auf den hochgelegenen Straßen und Pisten null Spaß, weil dann eben auch die Temperaturen entsprechen auf knapp unter 10° fallen. Dazu dann halt mit nassen Klamotten in unbeheizte Hotels, nö, das tut nicht Not.

Ist im Moment eben nicht alles so einfach!

Am Morgen sind wir dann ganz entspannt so gegen 10 Uhr aufgebrochen, weil es waren maximal 4,5  Stunden Fahrzeit zu erwarten.

Armseliges Frühstück Teil 1: Ein ?-Ding pro Mann
Armseliges Frühstück Teil 2: Belag für 2 Personen

Erstmal ganz entspannt an den großen Bananenplantagen vorbeirollen, dann langsam aber stetig Bergauf.

Die Bananen wachsen hier übrigens in blauen oder grünen Plastiksäcken.

Tja, dann wurde es psychologisch, wie der Alte sagen würde. Wir waren plötzlich in den Wolken bzw. Nebel und hatten teilweise null Sicht. Irgendwann fanden wir dann ein Autos, an das wir uns hängen konnten. Visier und Brille total beschlagen, konnte man auf der Straße kaum rechtzeitig Hindernisse erkennen, aber die Bremsleuchten vom Auto vor uns waren sehr hilfreiche. Echt krass das, so etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt. Aber wir haben das natürlich hingekriegt und sind, als wir aus den Wolken raus waren noch für 2 Latte Macchiato in einem Cafe mit bombiger Aussicht eingekehrt. Das war dann auf rund 2500 m Höhe.

Wolkenblick
Unsere Arbeitsplätze

Danach gings Recht gut weiter, die Sicht war völlig okay, Verkehr wenig, aber dafür viele Kurven und wir sind dann bei etwa 3500 m Höhe auf einen Stau aufgelaufen. Natürlich sind wir daran langsam vorbei gefahren. Dann tauchte ein grimmig dreinblickender Polizist auf, aber der winkte uns einfach weiter. Kurz vor einem Checkpoint war dann auch für uns Motos Ende, weil alles von Lkw blockiert war. Aber immerhin waren wir fast in der Pole-Position. Tobias entdeckte dann bei einem Lkw neben einen veritablen Platten. Natürlich hat er dem Trucker Bescheid gesagt, der raus aus dem Fahrerhaus und sich dann mit ziemlich zerknirscht er Miene bei Tobias bedankt. Das hätte möglicherweise auch böse ausgehen können für den armen Kerl. War aber auch so schon schlimm genug. Er hat zwar versucht die Reifen aufzupumpen, aber er wird sich wohl auf 3500 m mit einem Reifenwechsel anfreunden müssen. So gesehen ist das eher ein Held der Straße als wir!

Wieder mal Pare :-)
Da kommen wir nicht durch
Hier wird gepumpt

Wie zur Belohnung hat dann wohl ein Polizist den Lkw noch ein Stück zurück rollen lassen und schon konnten wir weiter. Am Checkpoint wurden wir weiter gewunken und konnten dann unsere Fahrt fortsetzen. Immerhin waren noch knapp 800 Höhenmeter zu machen, bevor es bergab  ging.

Leider drückte das bei mir ganz fürchterlich, aber es war keine Ecke wo man anhalten und sich in die Büsche schlagen konnte. Glücklicherweise kam kurz hinter der Passhöhe ein Parador mit Banos, sprich Aussichtspunkt mit WC. Also hin da und runter vom Mopped und schleunigst aufs Klo. Jetzt habe ich keine Tempos mehr. Es passte nicht ganz und ich war froh, das unser Hotel auch einen Wäscheservice hat.

Tobias war derweil mit einem Wachmann und Parkranger beschäftigt, weil für den Parador zu bezahlen sei und eine Registrierung zu erfolgen hätte. Letztlich sind wir ohne alles davon gekommen. 

Weiter ging es dann relativ gerade und gleichmäßig bergab, wobei Cuenca auf rund 2500 m liegt, also fast so hoch wie das Stilfser Joch, aber viel grüner und auch wärmer :-)

Der Stadtverkehr war echt easy und entspannt, alles war aufgeräumt und sauber, das hatten wir bisher in Ecuador eher selten. Das Hotel liegt fast mitten in der Altstadt und hat einen eigenen Parkplatz, was für uns auch ein wichtiges Merkmal ist.

Im Hotel ersteinmal Sachen für die Wäscherei fertig gemacht und dann ging’s mit Tobias in die Stadt. Wirklich sehr bemerkenswert wie entspannt die Leute waren, kaum Touristen, und wenn dann vermutlich meisten Einheimische. Wir haben dann in einem schönen Cafe einen guten Kaffee und ein Stück Kuchen genossen, sind dann noch ein wenig rumgelaufen und dann in einem Restaurant zum Abendessen eingekehrt. 

Blick vom Café
Blick nach oben
Entspanntes Treiben

Und schwupps ist der Tag auch schon wieder vorbei. Mehr dann zu Cuenca im nächsten Bericht.

Laguna de Quilotoa und das Ende der Straße
Fiesta in Cuenca

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